Altrussisches Instrument: Lauten, Klappern,
Knopf-Akkordeons...

Es gibt einige Varianten, die in Russland bereits seit tausenden von Jahren verwendet werden. Ein altrussisches Instrument wäre die einfache Rozhok-Trompete. Wenig wissen wir über die Geschichte der Treschtschotka.

Domra: Nur eine weitere Laute?

Altrussisches Instrument Domra Zeichnung.

Ein Saiteninstrument, das in Russland, aber auch in der Ukraine und in Belarus bekannt ist. Die allermeisten Modelle haben 3 Saiten, andere auch 4. Die Oberfläche des Domra-Korpus ist rund, wobei der Körper in unterschiedliche, jeweils angewinkelte flache Abschnitte geteilt ist. Dieser generell runde Bauch ist in einem schöneren, tiefen Holz-Braun gehalten.

 

Sicher fragst du dich nun, wie bei dem altrussischen Instrument diese außergewöhnliche Form zustande kommt. Tatsächlich wird das Holz „angeschwitzt“, sodass es weich wird. Man klebt aber tatsächlich 7 verschiedene Holzteile zusammen. Als besonders beliebtes Material für den Korpus dient Ahorn.

 

Die Domra klingt hallend und freundlich, aber eisern – kein Wunder bei den Metallsaiten. Wer einem guten Domra-Spieler zuhört, fühlt sich an ein Tasteninstrument wie dem Hammerklavier erinnert. Virtuosen wie Peter Omelchenko, ein gebürtiger Russe aus den USA, schlagen einzelne Saiten schnell hintereinander an. Andererseits werden Domra und Piano nicht selten im Duo gespielt.

 

Nicht jede Domra ist genau gleich gestimmt, dreiseitige Bass-Varianten beispielsweise in E-A-D. Die kleine Piccoloflöte ist in b-e-a gestimmt.

 

Geschichte

 

Es gibt verschiedene Theorien. Eine bekannte besagt, dass die Domra von den Mongolen mitgebracht wurde, diese im 13. / 14. Jahrhundert in Russland einfielen. Russische Reisende und Zeitzeugen berichteten aus der Mongolei von einem Instrument, das heutige Experten als Domra identifizieren. Die erste schriftliche Erwähnung fand das Instrument in einer Schrift des Moskauer Metropoliten Daniel (1492 – 1547). Ein Schriftsteller aus dem Jahre 1644 nannte es „Domrisjko“.

 

Das altrussische Instrument wurde etwa zwischen 1500 und 1600 erfunden und gilt als Nachfolger der Gusli, zu der wir gleich kommen werden. 1648 verbot ein Zar die beliebte russische Volksmusik. Da geriet die Domra in Vergessenheit. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts lassen sich wieder mehr Schriften finden, in denen das altrussische Instrument erwähnt wird. Ein Musiker, der der Domra in der Neuzeit zu mehr Bekanntheit verhalf, war Wassili Andrejew. Er gründete 1888 das Kaiserliche Orchester.

Altrussisches Instrument: Gusli ist eine Zither

Altrussisches Gusli: Es kann viele Formen haben

Ein altes Instrument, es wurde wahrscheinlich zu Beginn des Mittelalters erfunden. Die ältesten Exemplare sind aus dem 12. Jahrhundert bekannt, sie wurden von den Nowgoroder Rus verwendet. Im 7. Jahrhundert wurde es vom griechischen Mönchen Theophanes dem Bekenner erwähnt. Es gibt ein Schriftstück eines belarussischen Mönchen aus der gleichen Epoche, der das altrussische Instrument beschreibt.

 

Überraschend und auffällig am Zither ist, dass die Saiten auf einem flachen Brett aufgespannt sind. Es handelt sich um einen sehr niedrigen Resonanzkörper, der typischerweise aus robustem Erlenholz besteht. Seine Oberfläche kann rechteckig oder flügelförmig, also fünfeckig sein. Da es ein so altes Instrument ist, bestanden die Saiten früher aus Darm, heute öfter aus Metall. Die Saitenanzahl variiert je nach Exemplar: manche Guslis haben nur vier, andere mehrere Dutzend.

 

Die Krylowidnyje Gusli hat in der Regel einige wenige Saiten. Man hält sie quer bis vertikal. Dagegen legt ein Spieler die Schlemovidnyje Gusli  auf seinen Knien, womit die Saiten wie bei den meisten Zithern parallel im Verhältnis zum Fußboden oder aus Sicht des Spielers und der Zuhörer angeordnet sind.

 

Die Gusli schien in allen gesellschaftlichen Schichten beliebt gewesen zu sein. Heute kommen die Instrumente in Ensembles und Orchestern zum Einsatz.

 

Gusli kommt von „gosti“, was einfach Musik machen oder Geräusche erzeugen bedeutet.

Schaleika / Bryolka

Altrussisches Instrument Schaleika-Horn.

Eine Holzpfeife mit 3 – 7 Grifflöchern, an der ein Schalltrichter aus Holz, Weide oder Schilfrohr anschließt. Wir können die Schaleika also zu den Hornpfeifen (Hornpipes) zählen.

 

Das altrussische Instrument wird zur Begleitung von Volksliedern gespielt. Historisch spielten vorwiegend Hirten auf ihm. Es ist in diatonischer Stimmung verfügbar und bringt hohe Töne zustande. Ein Stimmumfang von mehr als einer Oktave hat die Schaleika selten. Mit ihrem wehmütigen Klang kann man noch leidenschaftlicher ihr spielen. In der Regel werden schnelle, „abgehacktere“ Melodien mit kurzen Tönen gespielt.

 

Eine besondere Variante mit Doppelpfeife, die Pishchiki, ist im Süden von Russland verbreitet. Mit ihr ist nicht nur das Erzeugen einstimmiger, sondern auch zweistimmiger Melodien möglich.

Junge spielt Schaleika, Portrait von Vasily Troinin (1776 – 1857)

Eine Skizze in einer Gedichtsammlung von Janka Kupala

Bayan: Das erste Akkordeon nur mit Knöpfen?

Ein Knopf-Akkordeon, entweder mit chromatischem System nach Moskauer oder seltener nach Westeuropäischer Art.

 

Das Bayan 1907 im Zarenreich erfunden, einige Jahre vor Gründung der Sowjetunion. Benannt wurde es nach dem Barden Bojan, der im 11. Jahrhundert lebte. Der Namensgeber des altrussischen Instruments war Pyotr Sterligov, er gilt gemeinhin als Erfinder des Instruments. Sein Modell hatte 55 Diskantknöpfe, die in vier Reihen angeordnet waren. Noch mehr Funktionen hatte das Modell, das er 1929 zusammenbaute. Tatsächlich sind Knopf-Akkordeons jedoch keine russische Erfindung, das weltweit erste Patent auf ein solches Instrument erhielt ein Bayer.

 

Teilweise ist der Blasebalg des Bayan mit einem Muster verziert.

 

Aufgrund seines großzügigen Tonumfangs wird die Bayan oft als Soloinstrument verwendet.

 

In Ostasien sind Knopf-Akkordeons seit etwa dreitausend Jahren bekannt, wobei sie keine Faltklappen besaßen, auch waren keine Blasklappen vorhanden.

Ein Gemälde vom Barden Bayan aus dem 19. Jahrhundert.

Ein Gemälde vom Barden Bayan aus dem 19. Jahrhundert

Pondur (auch Phandar)

Ein Saiteninstrument aus Tschetschenien. Es hat nur drei Saiten (ursprünglich aus Darm), die beim Spielen angezupft werden. Der Korpus, typischerweise aus Walnussholz gefertigt, ist länglich und in etwa rechteckig. Teilweise wird er zum Hals hin spitz. Der Kopf ist ziemlich lang. Wieso, könnte man meinen, wenn es so wenige Saiten hat. Jedoch sind bei modernen Pondurs auf jeder Seite drei Stimmwirbel angebracht, da es sich um Doppelsaiten handelt. Gestimmt sind sie in cc, dd und gg‘.

 

Die Gesamtlänge des altrussischen Instruments beträgt etwa 85 Zentimeter, die Breite des Halses nur viereinhalb. Die breiteste Stelle des Korpus beträgt 20 Zentimeter.

 

Früher verwendete man die Pondur zur Begleitung epischer Erzählungen. Heute dient das Instrument pädagogischen Zwecken.

 

Der Begriff „Pondur“ wird teilweise für verschiedene Arten von tschetschenischen Zupfinstrumenten verwendet. Ein spezifischerer Begriff für die dreisaitige Laute, damit keine Missverständnisse aufkommen, lautet Deching Pondur. Es gibt noch weitere Schreibweisen, wie Pandir oder Pander.

Altrussisches Instrument: Beschreibt "Dudka"
ein einzelnes Instrument?

Fabelartiges Bildnis aus dem 19. Jahrhundert. Ein Hund und eine Ziege, und der Hund spielt die Dudka.

„Dudka“ ist ein Oberbegriff für eine Reihe von flötenähnlichen Holzpfeifen, die in der Volksmusik verwendet werden. Sie sind jedoch kleiner als die Dudas, beispielsweise haben sie keinen Sack.

 

– Svirel: Eine Reihe von alten Längsflöten, in Russland sollen sie schon vor über tausend Jahren verbreitet gewesen sein. Svirels haben heute bis zu zehn Löcher oder mehr, damals hatten sie bis zu vier. Sie bestehen aus diversen Holzarten, beispielsweise aus Traubenkirsche oder Haselnuss. Hochwertige Modelle sind mit Leinöl beschichtet.

 

– Rozhok: Eine einfache Holztrompete mit einer Reihe von Spiellöchern, frühe Modelle bestanden aus Tierhörnern. Heute bestehen Schallbecher, Mundstück und Korpus teilweise aus jeweils unterschiedlichem Holz. Das altrussische  Instrument wird etwa gehalten wie eine Blockflöte. Es gibt weitere Bezeichnungen, wie Hirtenhorn, Singhorn, Russisches Horn oder Wladimir-Horn. In der Oblast Vladimir gibt es nämlich eine bekannte Musikgruppe, in der nur Rozhok gespielt wird. Das Ensemble wurde im 19. Jahrhundert von Bauern ins Leben gerufen. Der Bauer Mishnevo schaffte es sogar bis an den kaiserlichen Hof und trat in Mittel- und Westeuropa auf.

Es gibt kurze oder längere Rozhoks. Die ganz kurzen werden als Quietscher bezeichnet, oder Russisch als Vizgunok.

Spätestens ab dem 17. Jahrhundert hat das Rozhok seinen Einzug in die russische Volksmusik gefunden. Doch bereits Jahrtausende zuvor wurde das Instrument von Hirten und in der Kriegskunst verwendet.

 

– Pyzhatka: Eine kurze Blockflöte mit circa fünf Grifflöchern an der unteren Hälfte der Pfeife. Der hauptsächliche Unterschied zur Blockflöte besteht darin, dass die Oberfläche der Pfeife mit Wachs bestrichen ist, was ihren Klang verändert.

 

Auch die Schaleika können wir zu den Dudkas hinzuzählen. Die beiden Begriffe als Synonym zu gebrauchen, halte ich allerdings für zu ungenau, es wird von manchen Leuten getan.

Treschtschotka: Ein altrussisches Klapperinstrument

Ein altrussisches Instrumet wird von 3 Musikern gespielt.

Der linke Spieler hält eine Treschtschotka.

Dieses altrussische Instrument ist ein Idiophon. Es besteht aus eine Vielzahl von parallel angeordneten Klappen, beispielsweise Brettern aus Eschenholz, die mit den beiden Händen auf jeder Seite aneinandergeschlagen werden. Oft bewegt der Spieler seine Hände auf- und ab. Auf diese Weise entsteht ein Ton, der dem eines händeklatschenden Publikums ähnelt. Allerdings ist das Geräusch scheppernder als Händeklatschen. Jedes Modell hat mehr als ein Dutzend Brettern, manchmal bis zu drei Dutzend, die mit Seilen miteinander befestigt sind.

 

Manche Modelle sind im natürlichen Braunton des Holzes gehalten, andere sind reichhaltig mit Mustern und Symbolen verziert. Wobei ein Muster dann alle Blöcke umfasst. Auseinandergezogen sieht es also aus, als sei es in viele Einzelteile zersplittert.

 

Wenn man die 1920er als „Altrussland“ bezeichnet, könnten wir die Treschtschotka vielleicht als altrussisches Instrument bezeichnen. Wobei über die Geschichte des Instruments sehr wenig bekannt ist. Manche nehmen an, das Idiophon sei bereits im 12. Jahrhundert bekannt gewesen, da in den 90ern in Veliki Nowgorod einige Holzbretter ausgegraben werden konnten. Im Spiritismus werden dem Instrument gute Eigenschaften zugeschrieben, wie das Vertreiben von Geistern während einer Hochzeit.

 

In dieser Region kann es nicht so kalt werden.

Für das Nonett braucht man 9 Instrumente!

Renaissance-Instrumente Bericht.

Tamur (Dambur, Pandur, Dinda, Chang)

Dieses altrussische Lauteninstrument ist im äußeren Süden in der kleinen Region Dagestan an der Grenze zu Georgien verbreitet. Der Korpus ist ein wenig eckig, beispielsweise fünfeckig, nimmt man die Spitze am Hals mit hinzu. Tatsächlich werden Korpus und Hals aus einem Stück Lindenholz hergestellt. Der Korpus ist zwar klein, sodass es auch aufgrund des spitzigen Erscheinungsbilds perfekt zwischen die Schenkel passt. Der Hals ist umso länger. Die Saiten aus Schafsdarm, typischerweise sieben an der Zahl, sind dicht nebeneinander am ziemlich dünnen Hals angeordnet. Das Instrument kann sehr tiefe Töne erzeugen.

 

Ursprünglich war das Tambur ein Saiteninstrument der Awaren, später war es auch unter Lesginen und Kumyken verbreitet. Es gibt noch immer viele Menschen in der Gegend, die sich für das Instrument interessieren. Dabei handelt es sich jedoch eher um erfahrene Musiker, die es als Zusatzinstrument betrachten. Populär ist es schon lange nicht mehr.

 

Die Bezeichnung „Pandur“ deutet auf den altgriechischen Ursprung der Laute hin. 

Gudok: Altrussisches Instrument
mit Saiten und Bogen

Ein altrussisches Instrument mit typischerweise drei Saiten: zwei in der gleichen Stimmlage und eine Bordunsaite in der Mitte. Es ist auch bekannt unter dem Begriff „Smyk“.

 

Der Holzkorpus hat die Form einer aufgespaltenen Nuss; man nennt solche Saiteninstrumente auch „Schalenleiern“. Ein Hals ist nicht vorhanden, wohl aber ein Griffbrett. Seit dem Spätmittelalter gab es Spezialmodelle mit einem kürzeren Hals.

 

Gespielt wurde die Gudok mit einem Bogen, teilweise auch, indem man alle drei Saiten gleichzeitig anstrich. Zu diesem Zweck muss der stehende Spieler Instrument und Bogen parallel zueinander halten.

 

Es handelt sich um ein historisches altrussisches Instrument. Nachbauten basieren auf einem der wenigen erhaltenen Modelle aus Nowgorod, das im 12. Jahrhundert konstruiert worden sein soll.

Das altrussisches Instrument Gudok wird von einem Mann gespielt.

Balalaika: Hab ich das schon einmal gehört?

Eine Laute mit dreieckiger Resonanz-Oberfläche. Auf dieser Webseite besprechen wir sie in folgenden zwei Artikeln:

 

Gitarrenähnliche Instrumente-Bericht

Mehr über die Kontrabass-Balalaika

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