Sansa Instrument: Ein historisches Klavier aus Afrika!
Das Sansa Instrument haben wir schon im Müll-Artikel und im leichte-Instrumente-Bericht kennengelernt. Die Kalimba ist die moderne westliche Variante der Sansa, auch als Mbira bekannt. Das ursprünglich Instrument stammt nämlich aus Afrika.
Manche Mbiras sind ziemlich klein…
…und andere überraschen mit ganz vielen Tasten!
Einteilung der Sansa als Musikinstrument
Es handelt sich um einen Selbstklinger (Idiophon). Das liegt daran, dass der Ton vom Instrument selbst erzeugt wird. Man benötigt keine Saiten, Membrane, Luft und auch keine Elektrizität. Zur Idiophon-Familie zählen auch Perkussionsinstrumente, die kein Trommelmenbran aufweisen.
Gleichzeitig ist die Sansa ein bekanntes Lamellophon. Werden die Zungen vom Spieler heruntergedrückt, vibriert die Holzplatte. Deshalb bezeichnet man die Zungen auch als Lamellen.
Beachte, dass wir in diesem Artikel manchmal Mbira statt Sansa und Lamellen oder Tasten anstatt Zungen sagen.
Das Sansa Instrument hat noch viele weitere Namen...
Die Begriffe Sansa und Mbira können wir ohne Probleme synonym verwenden. Weitere Wörter für die afrikanische Sansa:
– Ikembe
– Fingerharfe
– Fingerklavier
– Daumenklavier (ein Überbegriff für alle Lamellophone)
– Kürbisklavier (wenn es sich beim Resonanzkörper um einen Kürbis handelt)
– Marimbula
– Kilembe
– Zanzu
– Mbla
– Timbrh
– Likimba
– Sansu
– Likimba
Beachte, dass es sich bei manchen dieser Varianten um Synonyme handelt, andere Bezeichnen hingegen Unterarten der Mbira oder sogar der Kalimba.
Der grobe Aufbau des Instruments
Spielfläche, üblicherweise aus Holz: Auch bekannt als Gwariva. Da legt der Spieler seine Hand drauf, die Metallstäbe sind auf dem Gwariva angeordnet, ebenso befindet sich dort das Schallloch.
Metallbrücke (Mutanda): Zur Befestigung der Zungen. Damit sie nicht wegfallen, wenn der Spieler sie an der vorderen Seite herunterdrückt.
Der Resonator wird als Deze bezeichnet, die Brücke unter den Zungen als Gadziko.
Den Sansa Instrument Aufbau kann man verinnerlichen, indem man selber ein Daumenklavier aus einfachen Abfall-Materialien baut. Eine kleine Anleitung steht dir ja im Müll-Instrumente-Artikel bereit, den ich oben in der Einleitung verlinkt habe.
Der Resonanzkörper ("Deze")
Er besteht in aller Regel aus Holz. Verwendet wird Holz aus Hülsenfrüchten, beispielsweise Mubvamaropa. Derartige Bäume sind im Osten Afrikas, wo die Mbira am weitesten verbreitet ist, potentiell gefährdet. Es erzeugt allerdings die besten Töne und Schwingungen.
Ganz einfache Modelle haben zunächst einmal gar keinen Resonanzkörper. Die Tasten sind einfach auf einem quadratischen Holzbrett befestigt. Dies sorgt aber nie für einen Klang, der laut genug ist. Wenn afrikanische Spieler vom Sansa Instrument viele Zuhörer um sich sitzen haben, beispielsweise beim Lagerfeuer, braucht dieses einen Resonanzkörper. Beispielsweise aus hochwertigem Hartholz. Je größer der Hohlraum im Kasten, desto höher die Resonanzfrequenz.
Um den Klang noch zusätzlich zu verstärken, verwendet man ausgehöhlte, halbierte Flaschenkürbisse. Am besten ausgekocht, so bleibt der Fruchtkern haltbar und hart. Man steckt das Instrument da rein, damit es noch lauter klingt. Alternativ kann man auch weniger hochwertiges Fiberglas verwenden. Da schwingt der Klang aber weniger als im Kürbis.
Manchmal haben Mbiras, die in Kürbisse gesteckt werden, selbst gar keinen Resonator. Gerade deshalb benötigen sie diesen zusätzlichen externen Resonator. Dann gibt es auch solche, die einen Kürbis als eingebauten Resonator gebrauchen anstatt eines Holz-Korpus.
Der Unterschied zwischen dem Sansa Instrument und der Kalimba
Manche glauben, die Sansa sei identisch mit der Kalimba. Im Gegensatz zu den oben genannten Instrumenten sollten wir den beiden Begriffen jedoch nicht die genau gleiche Bedeutung zumessen. Weitere Unterschiede:
Sicherlich das Alter. Die Sansa ist mindestens 1 300 Jahre alt (siehe unten), die Kalimba wurde erst in den 1950ern erfunden. Aber nur, wenn es sich bei Mbira / Sansa und Kalimba nicht nur um Synonyme desselben Gegenstands handelt… Eigentlich kannte man vor dem 20. Jahrhundert Lamellphone bloß in Afrika. Man schlug in Europa Tasten nicht einfach auf einen Resonanzkörper / auf ein Holzbrett.
Letztendlich können wir den Unterschied zwischen dem Sansa Instrument und der Kalimba an der Stimmung ausmachen. Kalimba-Instrumente sind in den westlichen Dur- oder Moll-Tonarten gestimmt. Mbiras haben ihre eigenen afrikanischen.
Der Engländer Hugh Tracey wuchs als Farmer auf. 1934 verabschiedete er sich vom Bauernleben und gründete in Südafrika Musik-Unternehmen. Er wurde zum Ethnologen für Musikinstrumente. Für seine Instrumentenfirma erfand er das heute gebräuchliche Kalimba.
Heute kann man die Kalimba verwenden, um damit alle möglichen Lieder zu begleiten!
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Hugh Tracey
Unterschiedliche Mbira-Arten
Viele Mbira-Instrumenten haben Namen, die sich jemand, der eine europäische Sprache als Muttersprache spricht, nicht leicht merken kann. Die Bezeichnungen stammen aus den Sprachen unterschiedlichster afrikanischer Stämme.
Mbira dzemakombwe: Auch bekannt unter dem Fachnamen Mbira dzavadzimu, Mbira huru, Nhare oder auch Mbira dzemidzimu, oder aber auch einfach „Mbira“. Es ist die am weitesten verbreitete Sansa.
Matepe: In den Volksgruppen Kore-Kore und Sena Tonga verbreitet. Der Korpus des Instruments besteht aus Hülselfrucht-Bäumen. Die Besonderheit liegt am Spielstil: man verwendet Daumen und Zeigefinger beider Hände. Die Anzahl der Zungen beträgt standardmäßig 26.
Karimba: Ein neuartigeres Sansa Instrument. Es ist eine Erfindung der 1960er, wobei es hauptsächlich im Shona-Volk verbreitet ist. Ursprünglich diente es pädagogischen Zwecken. Es ist simpel aufgebaut und hat 15 Zungen. Vorne, wo sie angeschlagen werden, sind sie breiter als hinten. Angeordnet sind die Spielstäbe in eine obere und eine untere Tonreihe. Von links nach rechts wechseln sich obere und untere Tasten ab. Es gibt 7 obere und 8 untere Zungen. Die Standard-Tonart der Karimba ist Dur, manchmal auch Moll.
Njari: Ebenfalls in den 50ern und 60ern in Simbabwe beliebt, stammt aus Mosambik. Es ist bis heute unter den Karanga- und Zezuru-Volksgruppen beliebt. Der Resonanzboden besteht aus Massivholz, der Korpus aus Kürbis, die Zungen aus Eisen. Heute ist die Njari in Simbabwe selten geworden. In den 1930ern soll sie die am weitesten verbreitete Mbira gewesen sein.
Nyunga Nyunga: Ein Sansa Instrument aus Mosambik. Jeke Tapera machte es in den 1960ern in Simbabwe bekannt, wobei er leicht abgeänderte Varianten fertigte. Und wie die Njari ist sie vor allem in Musikschulen verwendet worden. Die Tonfolge von links nach rechts lautet folgendermaßen: A – E – D – G – F – C – A – F – F – C – C – D – D – E – E. Wie wir erkennen, handelt es sich bei den acht Tasten rechts um Paare, da immer zwei Zungen die gleiche Tonhöhe aufweisen. Allerdings ist die linke Zunge eines Paares eine Oktave höher. Viele Menschen in Simbabwe glauben, mit dem Klang einer Nyunga könne man die Geister der Vorfahren heraufbeschwören.
Mbira dzavadzimu: Dieses Sansa Instrument ist auch unter dem Namen Nhare bekannt. Zum Einsatz kommt sie in der Hexerei. Aber auch als ganz normales Kunst-Instrument findet sie in Simbabwe Verwendung, dort aber hauptsächlich im Stamm der Zezuru-Shona. Als klassisch-afrikanisches Instrument war es in den 1970ern während dem Unabhängigkeitskrieg bekannt. Zum Halten befindet sich unten rechts ein kleines Griffloch, man führt den kleinen Finger der rechten Hand darin ein. Eine Nhare mit 28 Zungen hat einen Tonumfang von mehr als 28 Oktaven. Manche interpretieren 1500 Jahre alte ausgegrabene Eisenstreifen als Überbleibsel des Instruments. Im 16. Jahrhundert berichtete der christliche Missionar Joao dos Santos von der Mbira dzavadzimu. Eine bekannte Spielerin des Instruments war Stella Chiweshe (1946 – 2023).
Es gibt viele verschiedene Stimmungen!
Das Sansa Instrument lässt sich stimmen, indem man die Zungen vor- und zurückschiebt. Dadurch werden sie von der zentralen Metallbrücke bis zur Stelle, an dem der Spieler sie anzupft, kürzer oder länger. Je länger die Zunge, desto tiefer der Ton.
Als Synonym für Sansa oder Mbira wird zwar häufig der Begriff Daumen- oder Fingerklavier verwendet. Doch bei einem Klavier sind die tiefsten Tasten links, nach rechts wird es immer tiefer. Beim einem typischen Sansa Instrument hingegen sind die Zungen länger und somit tiefer, je weiter es in die Mitte geht. Die höchsten Töne bekommt man bei solchen Modelle mit Zungen hin, die ganz links oder ganz rechts angeordnet sind.
Nun aber zu den Stimmungen.
Dongonda: Vergleichbar mit der mixolydischen Stimmung. Die Spielzungen werden in eine linke und rechte Seite eingeteilt. Jene der linken Seiten klingen tief, die der rechten hoch. Tatsächlich sind die rechten Lamellen eine Oktave tiefer als gewöhnlich gestimmt.
Kazanzaira: Der sanfte Regen, ehe der Sturm beginnt.
Saungweme: In etwa Ganztonskala. Das wäre ein Modell in sehr hoher Stimmung.
Dambatsoko: Eine tiefere Tonlage, üblicherweise tiefes E.
Mazingizi: Eine tiefe Sansa, noch tiefer gestimmt als Kazanzaira.
Das sind ein paar Stimmungen, es gibt noch weitere. Vielleicht beschäftigen wir uns mit denen in Zukunft.
Sansa Instrument Geschichte
Das Instrument wurde vermutlich vor etwa 1 300 Jahren im Tal des Zambezi-Flusses im östlichen Teil von Afrika erfunden. Der genaue Ort ist unklar, immerhin fließt der Strom durch Angola, Simbabwe und Mosambik.
Ähnliche Lamellophone gab es in Afrika jedoch schon lange vor der Eisenzeit. Da war Eisen noch nicht so verbreitet, weshalb man die Spielstäbe aus Bambus herstellte, und damit war man dann erst einmal zufrieden. Unklar ist, wie genau sich die Sansa in ganz Subsahara-Afrika verbreitete.
Im 16. Jahrhundert kamen afrikanische Sklaven auf dem amerikanischen Kontinent an. So verbreitete sich die Mbira in Lateinamerika. In Europa erfand man erst in den 1950ern die Kalimba.
Die Bedeutung vom Sansa Instrument in der Mystik
Du hast wohl schon herausgehört, dass das Instrument in Simbabwe besonders weit verbreitet ist. Das liegt daran, dass es in der Shona-Kultur eine große Bedeutung hat. Das ist immerhin der mit Abstand größte Stamm Simbabwes, wobei viele Mitglieder auch in Mosambik und Südafrika leben. Die große Diaspora trug mit zum Erfolg des Instruments in Europa und Nordamerika bei.
Die Urahnen der Menschen werden im Shona-Glauben als Schutzgeister angesehen. Um diese herzurufen, spielen die Menschen die ganze Nacht hindurch auf ihren Daumenklavieren. Sie geben den heute lebenden Menschen Tipps mit auf den Weg, wie sie ihr Leben meistern können. Die Ahnen versuchen, Dürre, Hungersnöte und Naturkatastrophen zu verhindern. Auch dient das Sansa Instrument als Heilmittel. Zur Abhaltung der Zeremonien rufen Geistliche und Häuptlinge Musiker, die das Sansa-Spiel zu ihrem Beruf gemacht haben.
In Familien holt man Geistermedien dazu, wenn ein Familienmitglied verstorben ist. Das Medium bringt den Geist wieder zurück zur Familie. Auch bei diesem Vorgang ist Sansa-Musik wichtig.
In Afrika sind seit Jahrhunderten christliche Missionare tätig. Sie halten nichts von dem Geisterglauben der Shona. In der christlichen Religion sind solche Vorstellungen nicht vorgesehen, weshalb die Mbira an den Rand gedrängt wurde. Die Kolonialisierung durch Großbritannien im 19. Jahrhundert führte dazu, dass das Sansa Instrument praktisch verboten wurde, ebenso natürlich die Zeremonien. Daran war hauptsächlich die Herrscherin Victoria verantwortlich,. Doch ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sich das Volk seinen ursprünglichen Traditionen wieder bewusst. Seither hält man da unten wieder verstärkt derartige Zeremonien ab. Dazu trug die Unabhängigkeit von Großbritannien 1980 bei.