Australisches Musikinstrument: Kann man so überhaupt Töne erzeugen?
Wenn wir von australischen Musikinstrumenten reden, meinen wir damit meist die Instrumente der Aborigines. Sie sind sehr einfach aufgebaut, da ist es umso beeindruckender, was sie alles können. Es gibt auch ein paar neumodische Instrumente, die von Australiern erfunden worden sind.
Didgeridoo Yidaki/Yiraki: Das bekannteste australische Musikinstrument
Dieses Rohr kann ein charakteristisches brummendes und surrendes, manchmal auch schreiendes und klackendes Geräusch erzeugen. Es zählt zu den Blechblasinstrumenten, obwohl es aus reinem Holz besteht, das von Termiten ausgehöhlt wurde. Zur Klangerzeugung verwendet man nämlich die Lippen.
Die Aborigines borgen sich Baumhölzer aus Termitenhügeln, entfernten die toten Termiten und spielten darauf. Wenn du selbst Didgeridoo spielen willst, musst du aber keine Angst haben. Du kannst dir ein entsprechendes Instrument für weniger als 100 Euro im Internet kaufen. Hochwertiges Mahagoniholz oder Bambus wurde dafür verwendet und es sind sicherlich niemals Termiten drin gewesen. Du wirst dich beim Spielen dennoch fühlen, als wärst du mitten in der australischen Wüste! Je härter das Material ist, desto besser der Ton.
Das Rohr eines Didgeridoo hat natürlich einen ziemlich großen Durchmesser. Es ist daher unmöglich, es in den Mund zu nehmen, stattdessen wird es an ihn gepresst. Ein solches australisches Musikinstrument ist auch mehr als 1 Meter lang.
Didgeridoo-Spieler bringen oft auch Töne zustande, wenn sie einatmen. Das geschieht über die Zirkularatmung, bei der man in diesem Zustand die Luft aus den Wangen lässt.
Die Klangerzeugung kommt nicht allein durch Lippen und Zunge zustande. Auch Rachen, Kehlkopf und selbst Atemröhre und Lunge (Intensität des Atems) sind an der Tonerzeugung beteiligt. Auf jeden Fall müssen die Wangen immer ganz aufgeblasen sein. Das kann auf Dauer anstrengend und belastend sein. Deshalb spielst du das australische Musikinstrument auch nicht mehrere Stunden am Stück.
Bei den Aborigines hat das Instrument viele Namen, es kommt auf den Stamm an. Waimbo, Yidaki, Mandapul oder Gunborg – du kannst dir auswählen, welche Bezeichnung dir besser gefällt!
Hier gibt es noch mehr Informationen zum Down Under Instrument
Fairlight CMI: Auch das ist ein australisches Musikinstrument
Oder es dient zumindest der Nachahmung von Tönen. Es handelt sich um den ersten digitalen Synthesizer mit Sampling-Technik. Die Australier Kim Ryrie und Peter Vogel entwickelten den Synthesizer und das Audiounternehmen Fairlight aus Sydney brachte es heraus.
Der Vorläufer des Fairlight CMI war der Quasar, von dem gab es die Modelle I, II und M8. Die erste CMI-Version hingegen wurde 1979 veröffentlicht. 2011 kam dann endlich der Fairlight für iPhone und iPad heraus sowie der CMI 30A.
In den 80ern kostete ein Fairlight CMI noch extrem viel. Zehntausende Dollar musste man dafür hinblättern, was heute durch die rasante Geldentwertung noch viel mehr wäre als damals. Allerdings wurden auch die besten Tonstudios der Welt damit ausgestattet, in denen die berühmtesten Künstler vorsangen.
In den 70ern und 80ern waren die Spezifikationen im Vergleich zu heute lächerlich. Die Australier hatten ein Sampling-Ram von 128 kByte eingebaut, der Bildschirm eine simple einfache graphische Benutzeroberfläche und einen Lichtgriffel. Rechts vom Keyboard finden wir ein taschenrechnerähnliches Tastenfeld. Damit konnte man verschiedene Sounds während Live-Auftritten abspielen, so brauchte man den Monitor nicht. Zumal man den Monitor vom Keyboard abmachen konnte, den „Taschenrechner“ jedoch nicht.
Von 1979 bis 1990 wurden ein paar Hundert Fairlights hergestellt und verkauft.
Heute ist der Synthesizer nicht mehr so cool.
Bullroarer: Gibt es kein älteres australisches Musikinstrument?
Der Bullroarer heißt auf Deutsch Bullenbrüller. Allerdings ist die Bezeichnung Schwirrgerät oder auch Schwirrholz geläufiger.
Es handelt sich um ein Wirbelaerophon. Es gibt wenige andere Instrumente, die bei Steinzeit-Ausgrabungen gefunden worden sind, wobei man es damals vielleicht gar nicht zum Musik machen verwendet hat. Doch vielleicht konnten sich die Leute so besser verständigen, da Bullroarers eine hohe Reichweite haben. Teilweise hört man das Geräusch noch 5 Kilometer weiter weg!
Eigentlich ist der Bullroarer kein richtiges australisches Musikinstrument, da man auf ihm keine Melodien und Lieder erzeugen kann. Er ist einfach ein Klangerzeuger und besteht aus einem kleinen, platten Holzstück. Er besitzt in der Regel ein spitzes Ende und ist sehr länglich. Einen halben Meter lang, doch nur wenige cm breit, wobei es viel kürzere oder auch längere Varianten gibt. An der abgeflachten Seite ist ein sehr langes Seil aufgehängt, etwa 1,5 bis 2 Meter lang. Man schwingt es durch die Luft, womit das Holzstück ein Geräusch von sich gibt, das mit einem Hubschrauber oder Flugzeug vergleichbar ist. Auf jeden Fall hört es sich surrend und brummend an.
Der Bullroarer ist ein etwas gefährliches australisches Musikinstrument, da es nahe am Spieler herumfliegt. In kleinen Zimmern ist es schwierig, das Objekt zu benutzen. Es schwirrt über dem Kopf des Spielers. Wobei man Modelle mit kürzeren Schnüren auch seitlich am Körper rotieren lassen kann. Sollte das Seil beim Spielen reißen, kann das Holzstück weit abfliegen und Menschen und Tiere verletzen. Viele Australier verwenden es daher in der freien Natur, wo um sie herum niemand steht. Binde das Seil am besten mit deinen vier Fingern auf (nicht am Daumen).
In unterschiedlichen Teilen der Welt wurde dem Schwirrholz auch verschiedene Bedeutungen beigemessen. Indianer glaubten, es heile Krankheiten, Afrikaner benutzten es nur zur Abschreckung.
Die sozialistische australische Rockband „Midnight Oil“ gebrauchte den Bullroarer in ihren Musikstücken. Wobei manche Aborigines nicht so begeistert von dieser kulturellen Aneignung waren. Schlagzeuger Rob Hirst entschuldigte sich damit, dass es kein echter Bullroarer gewesen sei.
Der Bullroarer ist tatsächlich in allen alten Kulturen zu finden, wird jedoch mit australischen Ureinwohnern assoziiert. Das liegt auch an der Begriffsverwendung: Viele sagen mittlerweile „Turndun“ dazu, haben also das Wort der Aborigines übernommen.
Werden mehrere Bullroarer gleichzeitig geschwungen und darüber hinaus Trommeln geschlagen, hört sich das an wie ein Gewitter.
In Australien gab es kein Mittelalter. Und daher keine mittelalterlichen Instrumente. Da die Kultur des kleinen Kontinents von der europäischen beeinflusst ist, sind jedoch viele neueren Versionen der Mittelalter-Instrumente auch in Australien bekannt.
Gumleaf: Das günstigste Instrument der Welt?
Dieses australische Musikinstrument kostet nicht besonders viel. Eigentlich gar nichts, du musst nur ein gesundes Blatt vom Baum abmachen und schon kannst du darauf spielen.
Zu diesem Zweck musst du es an beiden Enden festhalten, jeweils mit Daumen und Zeigefinger. Lege es zwischen die Lippen, mit dem oberen Teil nach oben. Und dann bläst du rein. Erfordert etwas Übung, um präzise Klänge zu erzeugen.
Manche Spieler setzen das Blatt auch quer an die Lippen, mit einem Winkel von etwa 30 Grad im Verhältnis zur Unterlippe.
Die Blätter vieler Bäume sind giftig, da besteht Lebensgefahr. Ahorn, Eiche oder Buche sind vergleichsweise harmlos. Größere Musikinstrumente sind natürlich ebenfalls giftig mit dem enthaltenen Gummi und Metall, aber sie können nicht so leicht verschluckt werden. Passe also auf, dass deine Kinder nur unter Aufsicht Blätter zwischen die Lippen nehmen.
Am besten verwendest du Eukalyptusblätter, wie die Ureinwohner Australiens ebenfalls. Diese sollten nicht verschluckt werden, sind aber nicht hochgiftig. Am beliebtesten fürs Gumleaf ist Gelber Buchsbaum, Flussroter Eukalyptusbaum und Terpentinbaum. Man kann aber tatsächlich auf jedem Blatt spielen.
Weitere wichtige Infos zum Gumleaf
Das australische Musikinstrument ist ein Aerophon und ähnelt den Geräuschen der Singvögel.
Das Gumleaf erzeugt also einen ziemlich hohen Ton, eine Oktave höher als die weibliche Singstimme.
Es ist erstaunlich schwer, einen Ton zu erzeugen. Außerdem verbleibt der Geschmack des Blattes im Mund.
Wir wissen nicht, wie lange die Menschen in Australien schon Gumleaf spielen. Die frühesten Belege stammen aus dem 19. Jahrhundert. Manche glauben, die Aborigines spielten bereits seit zig Jahrtausenden auf Eukalyptusblättern. Doch vielleicht haben die australischen Ureinwohner ihre Instrumente erst vor wenigen hundert Jahren erfunden?
Im 20. Jahrhundert erlebte das Gumleaf seine Blütezeit. In den 1950ern gab es in Australien ganze Gumleaf-Quartette mit mehreren Spielern.
Von 1970 bis 1997 fand im Südosten Australiens die Gumleaf Playing Championship statt. Jeder, der in Australien lebte, ob Ureinwohner oder Einwanderer, konnte mitmachen. Ab 1970 wurde die Meisterschaft im Zuge des Golden Wattle Festival in Maryborough abgehalten. Ein wichtiger Spieler war Onkel Herb Patten, der 2007 im Fernsehen Gumleaf spielte. Patten findet es wichtig, dass das Instrument nicht in Vergessenheit gerät. Deshalb trat er im ganzen Land in Kindergärten auf.