Brasilianische Instrumente: Der Überblick über 15 Varianten

Brasilien ist bekannt für seine vielseitige Musik-Kultur. Besonders viele Instrumente wurden im 19. und 20. Jahrhunderte entwickelt, um Samba-Tänze zu begleiten. Es gibt aber auch Varianten, die direkt aus Iberien stammen, andere brasilianischen Instrumente wurden von afrikanischen Sklaven aus ihrem ursprünglichen Kontinent reingebracht.

Cuica: Das wichtigste Schlaginstrument?

Die Cuica ist eines der brasilianischen Instrumente (Perkussion)

Eine Reibtrommel aus Brasilien. Es gibt ziemlich kleine Modelle mit einer Korpushöhe von 10 Zentimetern, aber auch größere, wobei kaum eine Cuica größer ist als eine kleine Trommel.

 

Jedem, der das brasilianische Instrument betrachtet, fällt der dünne Stab auf, der in der Mitte in den Korpus hineingeht. Wird dieser mit einem feuchten Tuch gerieben, erzeugt dies den Klang.

 

Die Cuica bringt hohe und quietschende Töne zustande. So fügt sie sich wunderbar in all die kreischenden Karnevalsbesucher ein.

Brasilianische Instrumente mit Saiten: Die Cavaquinho

Eine kleine portugiesische Gitarre mit vier Stahl- oder Darmsaiten. Die brasilianische Cavaquinho-Variante unterscheidet die portugiesische aufgrund ihrer Stimmung. Brasilianische Cavaquinhos sind in D – G – B – D oder in D – G – B – E gestimmt. Außerdem sind sie einer klassischen akustischen Gitarre ähnlicher, wegen ihrer Größe und der Beschaffung ihres Kopfes. Der Korpus einer Berimbau besteht aus Zeder oder Kiefer.

 

Anfänger lernen zunächst einmal Griffe, bei denen man die ersten Bünde links benötigt. Die weiteren Bünde, die näher am Hals liegen, sind schwieriger zu spielen.

 

Cavaquinhos sind die Vorgänger der modernen Ukulele. Die Portugiesen nahmen die Cavaquinho mit nach Hawaii, wo sie weiterentwickelt wurde. Dagegen hat sie in Brasilien ihre ursprüngliche Form behalten.

Alfaia: Was ist das für ein brasilianisches Instrument?

Die Alfaia ist ein brasilianisches Instrument (Trommel)

Pernambuco ist ein kleiner Bundesstaat im Osten von Brasilien, dort kommt die Alfaia (zu Deutsch „Schneider“) in der Maracatu-Musikrichtung zum Einsatz.

 

Der Korpus besteht ursprünglich aus einem ausgehöhlten Baumstamm, heute öfter aus Sperrholz. Das Membran besteht aus naturbelassener Tierhaut, das ist meistens Ziegenfell, mit einem Durchmesser von 40 – 60 Zentimetern.

 

Die Alfaia wird mit kleinen, harten Schlägeln gespielt. Oft ist das eine Stöckchen schwerer als das andere. Das leichtere Stöckchen ist für die „Nebenhand“ gedacht, das schwerere für die dominante. Nicht selten schlägt ein Spieler mit der eckigen Handseite des Schlägels auf die Trommel.

 

Das brasilianische Instrument trägst du am Bauch, dazu hat es ein Seil oder einen Gurt.

 

Tatsächlich ist die Alfaia ein Instrument europäischer Abstammung, wobei es selbst in Brasilien erfunden wurde. Die Trommel ist ein Produkt aus kleinen Militärtrommeln und größeren Feldtrommeln, von denen ist sie beeinflusst.

 

Seit den 90ern ist sie auch außerhalb von Pernambuco bekannt und findet in Musikrichtungen wie Embolada oder Funkeado Verwendung.

Apito: Ist das überhaupt eines der brasilianischen Instrumente?

Eine kreuzförmige Pfeife mit drei verschieden hohen Tönen. An den beiden Seiten hat die Apito zwei kleine Löcher, die die Tonhöhe verändern können (deshalb dreitönig: alle offen – eines geschlossen – beides geschlossen).

 

Im Samba wird die Apito verwendet, um einen Übergang der Rhythmen oder der Änderung der Geschwindigkeit einzuläuten. Deshalb wird sie in der Regel von Dirigenten benutzt.

 

Früher waren Apitos aus Holz, heute bestehen sie aus Metall. Plastik wie bei einfachen Trillerpfeifen findet nicht Verwendung. Dennoch müssen die Metall-Varianten nicht grau sein. Die „Tasten“ können weiß sein, die eigentliche Pfeife schwarz.

Xequere: Afrikanisch oder brasilianisch?

Ein westafrikanisches Schüttelinstrument, das auch unter afrikanischen Schwarzen als Afoxe bekannt ist. Sie besteht aus einem hohlen Kürbiskörper mit entsprechendem Griff zum Halten. Um den Korpus ist ein Netz aus zahlreichen kleinen Perlen beziehungsweise Plastikkugeln gespannt. Beim Schütteln werden diese gleichzeitig bewegt, was den Klang erzeugt.

Brasilianische Instrumente: Pandeiro = Tamburin?

Die Pandeiro ist die brasilianische Variante des Tamburins. Das Fell kann aus Kunststoff oder Tierfell sein, doch in jedem Fall beeinflusst das verwendete Material den Klang. Die Standardgröße ist ein Durchmesser von 25 Zentimetern, es gibt auch Pandeiro-Varianten, die viel kleiner oder größer sind.

Alles über die Tamborim-Trommel

Das ist nicht das portugiesische Wort für „Tamburin“, obwohl das brasilianische Instrument abgesehen von ihrer Größe ähnlich aussieht. Das Tamburin gibt es in Brasilien zwar auch, aber die Tamborim ist eine andere Trommel. Zunächst ist es kein Rasselinstrument, denn das Tamborim hat keine Schellen. Außerdem hat es einen geringen Durchmesser von nur 15 Zentimetern. Der wenige Zentimeter hohe Rahmen besteht aus hochwertigem Metall oder Holz, das Membran aus Kunststoff wie Nylon oder Tierhaut.

 

Genauso wie das Tamborim so kurz ist, ist es auch der peitschenähnliche Schlägel, mit der man auf die Spielfläche schlägt. Es wird tatsächlich nur ein einzelner verwendet, mit der anderen Hand hält man das brasilianische Instrument am Rahmen fest. Da es so klein und handlich ist, ist das keine anstrengende Sache. Das Festhalten per Hand hat den Vorteil, dass man das Trommelfell mit einzelnen Fingern von unten dämpfen kann.

 

Auf dem Tamborim werden konstante 1/16 Noten gespielt („Carreteiro“). Es gibt auch komplexere, langsamere Rhythmen.

Brasilianische Instrumente: Die Agogo-Glocke

Eine oder mehrere miteinander verknüpfte Glocken, die mit einem Stab angeschlagen werden. Sie sind konisch / kegelstumpfförmig. Werden mehrere Glocken verwendet, sind sie unterschiedlich groß und breit. So ist es leichter möglich, unterschiedliche Töne zu erzeugen. Meistens sind 2 Glocken mit einem U-förmigen Metallstück verbunden. Auf dem Tisch aufgestellt liegt die kleine Glocke höher als die große, damit ist das Verbindungsstück auch kürzer. Eine Agogo-Glocke kann eine Länge zwischen 10 und 25 Zentimetern aufweisen, der Durchmesser des Randes ist nicht größer als 10 Zentimeter.

 

Die Agogo ist auch in anderen Teilen der Welt verbreitet, wobei die afrikanische Variante („Gonkogui“) metallischer und blechern klingt, da sie aus Schmiedeeisen besteht. Das ist aber die ursprüngliche Agogo, da das Instrument aus Afrika stammt. In Brasilien wurde es ein wenig verändert, woraus die moderne Agogo entstand. Viele Agogos bestehen auch aus hohlen Kürbissen, Kokosnüssen oder Holz.

 

Um eine mehrglockige Agogo zu spielen, musst du sie mit der einen Hand am Verbindungsstück festhalten.

Repinique

Eine brasilianische Trommel aus zylindrischem Stahlkörper und Nylon-Spielfläche.

 

Früher wurde das Objekt noch ganz traditionell aus Holz und Ziegenfell hergestellt.

Atabaque

Eine Trommel aus Jacaranda-Holz mit verjüngendem Korpus („Kessel“) und einer Kalbsleder-Spielfläche. Unterhalb der Spielfläche ist am Kessel ein Metallring montiert. Durch mehrere Seile hat dieser eine Verbindung zur Spielfläche. Durch die Spannung des Membrans wird also dieser Ring belastet. Das Membran können wir mit einem Holzhammer über die Seile anspannen oder lockern. Je nachdem, ob wir einen höheren oder tieferen Ton wünschen.

 

Zum Spielen stellt man die Atabaque auf dem Boden auf, da sie so hoch ist. Wer am Rand der Spielfläche anschlägt, erzeugt einen Ton, der zwei Töne höher ist als auf der Spielfläche.

 

Manche brasilianische Instrumente sind afrikanischen Ursprungs, andere südeuropäischen. Die Atabaque ist ganz klar den afrobrasilianischen Instrumenten zuzuordnen. Sie hat eine religiöse Bedeutung, in verschiedenen halb-christlichen Glaubensgemeinschaften.

Surdo

Eine brasilianische Trommel mit einer Spielfläche und einem Korpus aus Metall oder Holz. Modelle mit Aluminium-Korpus sind nur ein wenig kürzer als die Holz-Modelle, nicht ganz einen halben Meter. Die Größe hängt aber auch von der brasilianischen Region ab. Die Spielfläche hat einen Durchmesser von 40 – 80 Zentimetern.

 

Angeschlagen wird die Surdo mit einem aus Leder oder Nylon überzogenen Holzschlägel. Auch Tierfell / Filz ist möglich. Man spannt das Instrument vor den Bauch, eigentlich hängt sie sogar an der Hüfte runter. Die Arme sind beim Spielen also in einem Winkel von um die 150 Grad, also recht weit nach unten gehalten.

 

Das brasilianische Instrument findet in der Sambamusik Verwendung, ebenso in afrikanischstämmigen Karnevalsumzügen im Nordosten des Landes. Auch ist es bei Fußballfans beliebt. In manchen Sambaschulen spielen Dutzende Musiker gleichzeitig auf ihrer Samba.

 

Das Instrument gibt es etwa seit den 1950er Jahren, der Erfinder hat bei der Erbauung wohl an die Alfaia gedacht.

Chocalho: "Shaker" auf Portugiesisch

Ein brasilianisches Instrument mit vielen Metallrädern (Schellen), locker sitzend in einem oder mehreren parallel verlaufenden Metallrahmen eingebaut. Teilweise sind auch mehrere Schellen an einer Schraube angebracht. Es gibt aber auch einige Holz-Modelle. Bei denen gibt es dann gar keinen Rahmen, sondern nur einen Holzstab, und an dessen Seiten sind die Metallplättchen angeordnet.

 

Besonders Kinder und junge Erwachsene werden Spaß an der Chocalho haben. Die Klänge des brasilianischen Instruments sind nämlich so hoch, dass es die ältesten Menschen kaum zu hören bekommen werden. Einhändig gespielt, bewegt man zum Rasseln bloß die Armbewegungen.

Frigideira

Du weist sicherlich,  dass du einen Kochtopf / eine Bratpfanne zu einem Musikinstrument umbauen kannst. Als Schlägel dient dann natürlich Besteck, wie Gabeln, Esslöffel oder Holzstäbchen. Die Frigideira ist genau das, nur ist das „Pfanneninstrument“ speziell zum Musizieren gedacht.

 

Tatsächlich klingt Metall auf Metall ein wenig „heiß“ und hart, doch das brasilianische Instrument dient vor allem als Neben-Klangerzeuger in der Samba-Musik.

Gongue: Ist das brasilianische Instrument immer aus Eisen?

Eine Glocke mit länglichem, dünnen Körper, wobei es auch breitere Varianten gibt. Die Gongue besteht aus Eisen. Als Beat-Erzeuger erzeugt man mit ihr synkopierte Offbeats. Das Objekt ist mehrere Kilogramm schwer. Auch für Erwachsene ist es auf Dauer zu anstrengend, die Gongue hin- und herzuschwenken. Damit man sie leichter ablegen kann, hat sie einen Griff, der manchmal ziemlich lang ist. Streng genommen handelt es sich gar nicht um eine Glocke, da der Spieler mit einem Stab auf sie draufschlägt. Geschieht dies außen an der Öffnung, kommt ein lauterer und klarerer Ton zustanden als weiter innen. Die großen Modelle sind gar nicht so günstig, man muss mehrere hundert Dollar bezahlen.

Reco-Reco: Ein etwas anderes brasilianisches Instrument

Die Reco Reco ist ein brasilianisches Reibe-Instrument.

Der Körper dieses brasilianischen Instruments sieht aus wie eine Keksrolle, zumindest wenn es aus Holz ist. Bei den Metall-Varianten handelt es sich um feine Federn. Als Resonanzkörper dient ein Halbrohr aus Metall.

 

Holzmodelle klingen warm und angenehm, Metallmodelle eben metallisch und hell. Der Metallstab (der auch aus Kunststoff bestehen kann) wird nicht auf die Reco-Reco geschlagen, sondern man fährt mit ihm auf den Federn herum. Werden die Federn mit der nicht-dominanten Hand gehalten, entsteht ein weniger hallender, dumpferer Klang.

 

Vorläufer der Reco-Reco stammen aus Afrika.