Französische Instrumente: kleine Orgeln, riesige Limonaires

Es gibt eine Reihe von Instrumenten, die auch aus Frankreich stammen und hauptsächlich in diesem Land verwendet werden. Oder verwendet wurden: bei manchen Varianten handelt es sich um historische Modelle, wie der kleinen Serinette-Drehorgel. Es gibt auch eine Reihe an Dudelsack-Varianten; die Welt der französischen Instrumente ist vielseitig. Wer sich mit ihnen beschäftigt, lernt dabei ein Stück Frankreich kennen.

Rouleur

Das Rouleur ist eine eher große Trommel: Ihr Durchmesser ist länger als das halbe Bein eines erwachsenen Menschen. Deshalb kann man auf ihr draufsitzen und mit beiden Händen auf das Membran schlagen, das aus Ziegen- oder Rindsleder besteht.

 

Beim Rouleur handelt es sich nicht um eines der französischen Instrumente, allerdings hat es sich auf Reunion verbreitet, einem französischen Überseegebiet im Indischen Ozean.

Sunaglieri

Darunter verstehen wir die Glocken der Maultierreiber. Die kommen auf der Insel Korsika zum Einsatz, das ist eine Insel im Mittelmeer, die zu Frankreich gehört. Die Maultierglocke wird zusammen mit Saiteninstrumenten wie Ceteras oder Mandolinen und Dudelsäcken, Flöten und Trommeln gespielt. Die Sunaglieri besteht aus einem Halbkreis, an dem mehrere Glocken befestigt sind. Ein Holzstab dient als Verbindung zwischen den beiden Enden des Halbkreises. Beim Spielen wird der Stab gehalten und so das Instrument geschüttelt.

Französische Instrumente: Die Epinette des Vosges
ist einfach konstruiert

Ein einfacher Griffbrettzither. Er trat ab dem 18. Jahrhunderten im Osten Frankreichs auf. Ein Vorläufer des Instruments war der Psalter. Sehr ähnlich sieht es dem Appalachen-Dulcimer.

 

Die Epinette des Vosges ist einen halben Meter lang oder etwas länger. Sie hatte früher 4 Saiten und 14 Bünde, heute hat sie 5 Saiten und 17 Bünde.

 

Das französische Instrument wird mit dem Daumen gespielt, einem Plektrum oder einer Feder. Man schlägt alle Saiten zusammen an oder nur die Melodiesaiten. Manche spielen die Epinette des Vosges aber auch mit einem Stock oder sogar mit einem Bogen an.

Tambourin a cordes

Bei französischen Instrumenten kommt man manchmal nicht mehr aus dem Staunen heraus. Oder aus der Langweile?

Auch bekannt als Tambourin de Bearn oder Tambourin de Gascogne. Das ist eine Zither mit länglichem, rechteckigem Holzkorpus. Das Instrument hat 3 Saitenpaare. Die Saitens sind etwa einen Meter lang. Sie werden mit einem Stock gespielt, üblicherweise mit der linken Hand. Mit der rechten Hand spielt der Spieler auf einer Flöte.

 

Bereits im Mittelalter war das Tambourin a cordes in der Pyrenäen-Gebirgskette verbreitet, das die Länder Frankreich und Spanien umspannt.

Französische Instrumente: Die Basse de Flandre
heißt auch Teufelsgeige

Die Basse de Flandre kann viel, sie ist eines der französischen Instrumente.

Ein einfaches konstruiertes Instrument, das unterschiedlich klassifiziert werden kann. Vor allem ist es ein Rhythmus- beziehungsweise Perkussionsinstrument. Jede Teufelsgeige besitzt einen langen Stab, teilweise sind an seinem oberen Ende Glocken befestigt. Insofern fühlen wir uns da ein wenig an den Schellenbaum erinnert. Auf dem Stab sind ein paar Saite aufgespannt, am unteren Ende des Stabs finden wir einen sehr einfachen Resonanzkörper vor. Dabei handelt es sich um Tierfell.

 

Die Teufelsgeige findet bei feierlichen Anlässen Verwendung, unter anderem bei Hochzeiten und am Fasching.

Französische Dudelsäcke: Boha,
Chabrette, Cornemuse du Centre

Die Boha ist ziemlich einfach aufgebaut: man bläst in das spitze Mundstück hinein, an das eine Pfeife anschließt. Durch diese gelangt die Luft in den Sack aus Tierleder. Die Luft kann dort schließlich in das Rohr mit den Spiellöchern weitergeleitet werden. Generell bestehen die Rohre aus Holz.

 

Vor 100 Jahren befand sich das Instrument noch im Niedergang, es wurde nur noch von wenigen Menschen gespielt. Ab den 1970ern wurde die Boha ein wenig umgestaltet, seither sind wieder mehr Spieler bekannt. Das französische Instrument wird im Südwesten Frankreichs gespielt.

 

Die Chabrette Limousine sieht doch ein wenig seltsam aus, mit ihren beiden Rohren, die verzweigt vom Sack abstehen. Es stammt aus der Region Limoges, also aus der Region des Zentralmassivs.

 

Am bekanntesten ist noch die Cornemuse du Centre.

Orgue de rue

Dieses Instrument wird auch als Orgue de Barbarie bezeichnet, im Deutschen sagt man dazu auch „Leierkasten“ oder „Drehorgel“. In diesem Artikel findest du noch mehr Infos zum faszinierenden Instrument.

 

Bei der Orgue de rue wird der Ton wie bei einer richtigen Orgel erzeugt, nämlich mit Pfeifen. Damit Luft durch die Pfeifen kommt, muss der Spieler an einer Kurbel drehen. Gleichzeitig bewegen sich die Lochkarten, auf denen die Melodien gespeichert sind.

 

Im Französischen heißt die Drehorgel also „Barbarenorgel“. Als Barbare bezeichnet der Franzose alles, was ihm fremd ist.

Die Limonaire ist eines der französischen Instrumente,
die der Unterhaltung dienen

Französische Instrumente: Limonaire

Im Deutschen eher bekannt als „Jahrmarktsorgel“. Sie wurde in den 1830ern von den Gebrüdern Limonaire erfunden, daher der Name. Die Geschwister haben auch Pianos gebaut. Allerdings wurde das Instrument erst in den 1880ern in größerer Stückzahl gebaut.

 

Die Limonaire ist oft auf Jahrmärkten zu sehen und zu hören. Gerade das Vorderteil des Instruments, wo sich die Pfeifen befinden, ist oft reichhaltig verziert. Beispielsweise mit Engeln oder prächtigen Kronen.

 

Es versteht sich von selbst, dass das französische Instrument ziemlich laut ist, da es immer draußen gespielt wird. Oft benötigt es gar keinen Spieler, da der Betrieb mit einer Stiftwalze automatisch ablaufen kann. Insofern zeigt die Limonaire am ehesten mit dem Leierkasten Ähnlichkeit (beziehungsweise mit dem Orgue de rue). In Deutschland gibt es Limonaires noch in Berlin, Waldkirch, Frankfurt/Main, Hannover und Mülheim.

Serinette: Französische Instrumente
ein wenig anders

Die Serinette zählt zu den französischen Instrumenten. Es handelt sich um ein kleines, orgelähnliches Objekt.

Auch die Serinette ist eine Orgel, allerdings wieder eine Drehorgel. Sie wurde um 1750 herum in Ostfrankreich erfunden.

 

Serinette bedeutet übersetzt „Kanarienvogel-Orgel“. Tatsächlich führte man mit der Serinette früher Experimente mit den Vögeln durch. Man wollte wissen, ob und in welcher Weise sie auf den Klang des Instruments reagieren. Tatsächlich bemerkte man, dass die Singvögel die Melodien nachpfiffen. Dies gefiel vielen wohlhabenden Besitzern von Kanarienvögeln, weshalb sie sich schnell eine Serinette zulegten. Wobei andere, vor allem in England, lieber bei der Blockflöte geblieben sind.

 

Die Serinette zählt zu den kleinen französischen Instrumenten, der Orgelkasten ist weniger als 30 Zentimeter breit. Dies macht das Instrument aber auch interessant. Wo hat man jemals eine Orgel mit so kurzen, kleinen Pfeifen gesehen? Da die Pfeifen so kurz sind, erzeugen sie auch einen recht hohen Klang, ähnlich der einer Piccoloflöte.

 

Das Instrument hat sich aber in den letzten Jahrhunderten kaum verändert. Es hat immer noch 10 Pfeifen. Beim Drehen der Kurbel werden nacheinander 8 Melodien mit einer Spieldauer von jeweils 20 Sekunden abgespielt.