Komposition für neun Instrumente

Generell wird eine Komposition für neun Instrumente als Nonett bezeichnet. Wobei es kein exaktes Synonym für die 4 Wörter ist: als Nonett wird jedes Musikstück bezeichnet, für dessen Aufführung neun Spieler gebraucht werden. Und fast immer handelt es sich dann um ein Stück für neun Instrumente, da meist jeder nur auf einem Instrument gleichzeitig spielt.

 

–> Das war beim mittelalterlichen Tabor anders. Und auch heute noch gibt es Menschen, die zwei oder sogar drei Instrumente gleichzeitig spielen. Zum Beispiel Fußrassel, Flöte und Trommel. Für eine solche Aufführung bräuchte es dann 27 Instrumente, damit wir das Ganze als Nonett bezeichnen könnten.

 

Doch auch daraus wird vielleicht gar nichts werden. Denn eine bessere Definition ist: damit ein Stück als Nonett gelten kann, sind 9 Musiker notwendig. Für das Rassel-Flöte-Trommel-Beispiel können wir aber bis zu 27 Musiker einsetzen.

 

Jedenfalls spricht nichts dagegen, grundsätzlich eine Musikgruppe mit 9 Musikern als Nonett zu bezeichnen.

Welche Nonett-Varianten gibt es?

Das bekannteste Nonett ist das Bläserquinett mit Klarinette, Oboe, Flöte, Horn und Fagott plus Kontrabass, Violoncello, Viola und Geige. Diese Besetzung geht auf Louis Spohr zurück, und viele Komponisten haben sie kopiert.

 

Natürlich muss es sich bei einem Nonett oder einer Komposition für neun Instrumente überhaupt nicht um eine Kammermusik-Aufführung handeln, in der die Musiker 9 völlig unterschiedliche Instrumente benötigen. Es können zum Beispiel auch zwei Hörner oder drei Geigen auftauchen.

 

Das Nonett ist im Ensemble-Sandwich zwischen Oktett (8 Instrumente) und Dezett (10 Instrumente).

In den meisten Nonett-Aufführungen tauchen nur Blas– oder Saiteninstrumente auf.

Komposition für neun Instrumente: Blasinstrumente sind ziemlich wichtig.
Doch auch Saiteninstrumente.

Doch manche Komponisten haben auch das Klavier oder sogar Perkussionsinstrumente eingebaut.

Komposition für neun Instrumente: Manchmal braucht man dazu das Klavier.

Komposition für neun Instrumente Geschichte

Bereits in der Renaissance haben Komponisten fleißig Nonette geschrieben. Tatsächlich finden Nonett-Aufführungen statt, seit es Kulturen gibt, in denen eine Vielzahl an Instrumenten bekannt ist. Also schon in der Antike vor einigen tausend Jahren und davor.

Besonders bekannte Musikstücke für neun Instrumente

Nonett in F-Dur, Op. 31 von Louis Spohr

Dies ist das erste Werk überhaupt, das tatsächlich die Bezeichnung „Nonett“ im Titel hatte. Es wurde 1813 vom norddeutschen Komponisten veröffentlicht. Die Uraufführung seiner Oper „Faust“ fand in demselben Jahr statt.

 

Spohr schrieb die Komposition für neun Instrumente für den Geiger Johann Tost. Der Komponist baute bei seinem Werk auf Melodien von Mozart auf, doch der Übergang zur Romantik ist deutlich erkennbar bzw. hörbar. Gerade im zweiten Trio finden wir eine starke Umfärbung der Tonstufen vor.

Eine kleine Trauermusik, D.79 von Franz Schubert

Franz Schubert ist ein Mann mit einer riesigen Legacy.

Auch die Trauermusik wurde 1813 veröffentlicht. Besetzung: 2 Posaunen, 2 Hörner, 2 Fagotte, 2 Klarinetten und einmal Kontrafagott.

Nonett in F-Dur, Op. 121 von Franz Lachner (1875)

Komposition für neun Instrumente von Franz Lachner dagestellt.

Das Werk erinnert an Schubert und Mozart. Kein Wunder: die Besetzung ist dieselbe wie Spohrs 1813 veröffentlichtes Nonett. Es weist auch Ähnlichkeiten mit diesem Werk auf, vor allem die Geige-Partitur. Die Tonart hingegen ist dieselbe wie beim Schubert-Oktett. Auch den ersten Satz der Komposition für neun Instrumente nahm Lachner vom Oktett heraus und schrieb ihn um. Passend für die Romantik-Zeit folgt im zweiten Satz ein Menuett.

 

Die Spieldauer des Werks beträgt etwa über eine halbe Stunde. Es ist in vier Sätze geteilt: Andante, Menuetto, Adagio und Allegro ma non troppo.

Nonett in F-Dur von Richard Straus (1881)

Bei diesem Stück spielen zwei Personen auf dem Klavier, da man vier Finger benötigt.

"Nonett", Op. 2 von Samuel Coleridge-Taylor, Veröffentlichung: 1894

Komposition für neun Instrumente: ein Nonett war das zweite Werk des afro-britischen Komponisten.

Für Klavier, Kontrabass, Cello, Violine, Viola, Klarinette, Oboe, Fagott und Horn. 1894 ist auch das Jahr gewesen, in dem das Werk am Royal College of Music in London aufgeführt worden ist. Dort war Coleridge-Taylor selbst Student, es ist erst sein zweites Werk. Es erinnert ein wenig an Johannes Brahms. Dies liegt daran, dass sein Professor ein Verehrer von Brahms Werken war.

 

Coleridge-Taylor selbst war von seinem Zeitgenossen Antonin Dvorak sehr beeindruckt. Die Komposition für neun Instrumente hat vier Sätze, und beim ersten würde man eher vermuten, es sei von Dvorak persönlich geschrieben worden. Hier drängt sich die Klarinette in den Vordergrund. Ansonsten ist es sehr abwechslungsreich und individuell, mit Scherzo und lyrischen Andanto-Elementen. Der zweite Satz fängt mit Klaviermusik an, der dritte mit dem Horn.

Nonett in A-Moll, Op. 77 von George Onslow

Komposition für neun Instrumente von George Onslow erklärt.

Es wurde 1848 fertiggestellt und hat natürlich neun Stimmen: Cello, Kontrabass, Fagott, Klarinette, Flöte, Oboe, Geige, Horn und Viola. Das Nonett besteht aus vier Teilen: Allegro spirituoso, Scherzo, Tema con variazioni und Finale. Die Sätze eins und zwei der Komposition für neun Instrumente werden von Musikkritikern als angespannt und nervös beschrieben. Es herrscht ein rasches Tempo vor und es erklingen immer höhere Töne. Ruhiger geht es in den Sätzen drei und vier zu, wenn sich das Horn in den Vordergrund drängt.

Onslow war ein produktiver Kammermusik-Komponist: er hat 34 Streichquinette und 36 Streichquartette geschrieben.

Nonett, GP 302 von Arnold Bax

Ein 1930 veröffentlichtes Werk für Oboe, Flöte, Harfe, Cello, Kontrabass, Viola, Klarinette und zwei Violinen. Es besteht aus nur zwei Sätzen: Molto moderato und Allegro.

Nonett von Louise Farrenc (Op. 38)

Auch Louise Farrenc hat ein sehr gelungenes Nonett geschrieben.

Für Kontrabass, Violine, Viola, Cello, Fagott, Horn, Flöte, Klarinette und Oboe. Das Werk wurde 1849 veröffentlicht, die Uraufführung fand mit dem Geiger Joseph Joachim statt. Die Spieldauer beträgt eine halbe Stunde. Die Komposition für neun Instrumente besteht aus vier Sätzen: Adagio, Andante con moto, Scherzo und Adagio.

 

Wie bei Coleridge-Taylor und Louis Spohr hat sich auch Farrenc bei der Erschaffung des Nonetts von der Klassik beeinflussen lassen, im ersten Satz besonders von Mozart. Zu Beginn bekommen wir nämlich nur die Blasinstrumente zu hören. Schubertisch-volkstümlich wirkt der 4. Satz. Dennoch erkennt man hin und wieder deutlich, dass es sich bei Farrencs Op. 38 um ein Werk des 19. Jahrhundert und der Romantik handelt. Es ist allerdings das einzige klavierlose Stück der Pianistin Farrenc gewesen.

Nonett. Divertimento für Blasinstrumente Op. 40 in E-Dur
von Gustav Schreck, veröffentlicht 1905

Für 2 Hörner, 2 Flöten, 2 Fagotte, 2 Klarinetten und eine Oboe. Schrecks Op. 40 besteht aus 4 Sätzen: Largo, Vivace, Adagio di molto und Allegro risoluto.

Noneto W191 von Heitor Villa-Lobos: Ist das überhaupt
eine Komposition für neun Instrumente?

Eigentlich hat Villa-Lobos nie eine Komposition für neun Instrumente verfasst...

Das Werk vom brasilianischen Komponisten wurde 1924 in Paris uraufgeführt. Die Besetzung besteht aus Saxophon, Klarinette, Flöte, Oboe, Fagott, Harfe, Celesta und Klavier. Außerdem bekommen wir zahlreiche Perkussionsinstrumente zu hören, wie brasilianische Cymbals, Chocalhos, Triangel, Coco, Reco, Puita oder Caixa. Ein wortloser Chor tritt ebenfalls in Erscheinung. Mehr zu brasilianischen Instrumenten erfährst du in diesem Artikel.

 

Insofern trägt das W191 den Namen „Nonett“ nur im Titel. Insgesamt werden 8 Streich- und Blasinstrumente gebraucht und zahlreiche Nebeninstrumente. Man könnte es also eher als Oktett bezeichnen, oder bereits als Orchester anstatt als Ensemble. Zumal die Schlaginstrumente von mindestens 2 Spielern gespielt werden müssen. Die Spieldauer beträgt 18 Minuten.

 

Die Komposition für neun Instrumente und mehr trägt den Untertitel Impressão rápida de todo o Brasil (Ein rascher Eindruck von ganz Brasilien). Viele Zuhörer aus anderen Teilen der Welt werden erstmals die vielen brasilianischen Schlaginstrumente zu hören bekommen.

 

Klare Abschnitte lassen sich nicht erkennen, das Werk ist nicht gut strukturiert oder wie bei den europäischen Meistern in Teilen isoliert, wichtig sind die Rhythmen. Das passt auch zu den vielen Schlaginstrumenten. Musikkritiker sind der Meinung, Villa-Lobos habe sich von Debussy inspirieren lassen. Villa-Lobos bestritt dies und betonte, wie originell seine Schöpfung war.

Nonett von Theodore Dubois (1926)

Für B-Klarinette, Oboe, Flöte, Fagott, Cello, Viola, Bass und zwei Geigen. Das Werk besteht aus 4 Sätzen: Allegro, Andantino, Andante molto expressivo und Allegro giocoso e con fuoco.

Saiten-Nonett in C-Dur von Marco Anzoletti
(Veröffentlicht: Sommer 1903)

Für 4 Geigen, 2 Cellos, 2 Violas und 1 Kontrabass.

Ist das Tschechische Nonett auch eine
Komposition für neun Instrumente?

Nein, es handelt sich um eine Prager Musikgruppe, bestehend aus neun Musikern.

Das Tschechische Nonett führt alle möglichen Nonette vor, die in unterschiedlichen Epochen komponiert wurden. Es hat auch zahlreiche Aufnahmen hinter sich.

 

Die Gründung der Musikgruppe fand 1924 statt, von Musikstudenten des renommierten Prager Konservatoriums. Von den Gründern lebt heute keiner mehr, es fanden in den letzten 100 Jahren zahlreiche Austauschungen statt. Die Musiker sind vielfach begabt und beherrschen mehrere Instrumente perfekt. Es werden Instrumente wie Querflöte, Geige, Horn, Kontrabass, Klarinette oder Fagott gespielt.

 

Wie bei vielen Nonetten handelte es sich bei der Besetzung anfangs um ein Bläserquinett und vier Streichern: Violoncello, Viola, Violine und Kontrabass. Es wurde nämlich zu Ehren von Louis Spohr gegründet.

 

Wie wir nun erfahren haben, ist das Tschechische Nonett keine Komposition für neun Instrumente, sondern ein Ensemble, in dem Nonette gespielt werden. Doch ohne die Gründung der Musikgruppe wären zahlreiche Nonette gar nicht geschrieben worden. Besonders slawischsprachige Komponisten wie Lutoslawski oder Prokofjev schrieben Stücke für das Tschechische Nonett, aber auch Vertreter der Neuen Musik.

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