Orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen
Ein bestimmtes orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen ist auch als Feuerorgel bekannt. Wir sprechen vom Pyrophon (übersetzt Feuerklang). Manche hatten im 19. Jahrhundert Spaß an ihm, danach interessierte sich keiner mehr dafür. In den letzten Jahrzehnten gab es jedoch immer wieder Menschen, die sich mit dem Pyrophon ernsthaft beschäftigten.
Auch für Kreuzworträtsel– und Stadt-Land-Fluss-Fans ist es wichtig, das brennende-Pfeifen-Instrument zu kennen. Welches Instrument fängt mit P an? Wahrscheinlich die Posaune. Aber dann kriegst du nicht so viele Punkte, wenn dir das einfällt, darauf kommt schließlich jeder.
So ist ein Pyrophon aufgebaut
Das Pyrophon weist Ähnlichkeiten mit einer Orgel auf. Allerdings ist es ein orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen, dessen Tasten- und Pfeifenanzahl sich beschaulich gestaltet. Meist hat es nur zehn bis zwanzig davon, gebräuchlich ist die Zahl dreizehn (vielleicht starb ihr Erfinder deshalb schon mit 29?). Das ist nichts im Gegensatz zu der großen Kirchenorgel mit ihren zahlreichen Registern und Tastenreihen.
Die Pfeifen des Pyrophons sind für den Betrachter vollständig sichtbar. Sie stehen auf einer mit Holzbalken eingezäunten, quadratischen Fläche. Auch die innere Spielmechanik war häufig nicht abgeschlossen. Insofern ist das Pyrophon ein anschauliches Objekt für alle, die wissen möchten, wie eine richtige Orgel funktioniert, oder generell ein Tasten-Aerophon.
Weiterer Unterschied: Das Pyrophon ist eines der wenigen Instrumente, dessen Pfeifen durchsichtig sind. Ist auch besser so, weil man dadurch drohende Unfälle rechtzeitig erkennen und bekämpfen kann. Uns fällt auch der Flammengenerator am unteren Teil der Pfeife auf. Bei manchen Modellen sind die Pfeifen dennoch aus Eisen oder Kupfer hergestellt.
Jede Glasröhre hat natürlich eine andere Länge. Kurze Pfeifen erzeugen höhere Töne als längere.
Orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen Funktionsweise
Wie wir erfahren haben, ist das Pyrophon viel kleiner als eine große Kirchenorgel. Aber immer noch viel größer wie die weniger bekannten französischen Kasten-Orgeln. In der Funktionsweise zwischen Pyrophon und Kirchenorgel gibt es einen wichtigen Unterschied. Wird eine Taste heruntergedrückt, öffnet sich das Ventil zu den Pfeifen und die Luft dringt durch die Pfeife. Das ist bei der Orgel der Fall. Beim Pyrophon hingegen findet eine Explosion statt.
Als Brennstoff wird Propan verwendet, heute häufiger auch Benzin.
Das Pyrophon bekommt nicht so saubere Töne zustande wie die Orgel. Wenn bei einer Orgel Luft durch die Pfeifen gelangt, verteilt sich diese Luft gleichmäßig vom ersten Millimeter der Pfeife bis zum Ausgang. Außerdem bleibt der Luftdruck immer gleich, bis die Taste losgelassen und das Ventil geschlossen wird. Jedoch sprechen wir beim Pyrophon über ein orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen, bei dem die Flamme erst innerhalb der Pfeife angezündet wird. Und es gibt keinen Druck, stattdessen wird die Röhre heiß. Die entstehende Flamme erreicht nicht immer die gleiche Höhe. Diese Umstände führen zu einem weniger „glatten“ Klangerlebnis. Stelle dir vor, du würdest einen Ast anzünden. Du kannst den Ausgang nicht exakt bestimmen. Es entstehen kleinere und größere Flammen.
Generell funktioniert die Feuerorgel also ähnlich wie die nordamerikanische Dampforgel (Calliope). Da werden die Pfeifen durch den Dampf heiß, wie bei einer Dampflokomotive, die ein pfeifendes Geräusch von sich gibt. Das erzeugt den Ton. Auch beim Pyrophon greift man auf diesen Trick zurück, zusätzlich auf die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff. Die Flamme erzeugt also das Wasserstoffgas.
Da im Inneren der Pfeifen Explosionen stattfinden, kann das Pyrophon sehr laute Töne erzeugen. Doch natürlich kann der Spieler die Tonhöhe nicht kontrollieren wie bei einem Saiteninstrument, einer Trommel oder einem Klavier (ist ja ein Saiteninstrument).
Für ein orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen benötigt man Sauerstoff, um den Wasserstoff zu verbrennen. Davon ist ja reichlich vorhanden. Die Kombination aus zwei Dritteln Wasserstoff und einem Drittel Sauerstoff führt zur Explosion. Kastner erkannte, dass die Explosion etwa auf einem Drittel der Länge des Rohrs vom Boden stattfinden muss. Schwingungen und Explosionen müssen in gleicher Anzahl stattfinden. Bei einer Vergrößerung der Flamme finden mehr Explosionen statt, bei einer Verkleinerung weniger. Damit ist die Anzahl der Schwingungen nicht mehr gleich der Anzahl der Explosionen und eine Tonerzeugung ist nicht mehr möglich. Auch nicht, wenn die Flamme zu hoch oder zu niedrig in der Pfeife flackert. Bei der Konstruktion des Pyrophons ist also auf die Flammengröße und -höhe zu achten.
Wenn die Flamme erlischt, brechen die Explosionen ruckartig ab. Damit ist bloß eine Staccato-Spielweise möglich.
Moderne Nachbauten können Töne präziser erzeugen. Wer heute ein orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen anfertigt, baut für die Röhren oft eine Stickstoff-Kühlung ein. Dies verlängert die Lebensdauer der Pfeifen, da sie nicht einem ständigen Hitzestress ausgesetzt sind.
Geschichte des Pyrophons
F. Kastner hat die Explosions-Orgel erfunden
Gasbläser kannten das Phänomen der singenden Flamme schon lange. 1777 wurde dazu die erste wissenschaftliche Arbeit von B. Higgins verfasst. Er verwendete eine Wasserstoffflamme zur Erzeugung des Tones in der Röhre.
Der Physikstudent Georges Frederic Eugene Kastner erfand das Pyrophon im Jahre 1870. Er stammte aus einer musikalischen Familie, sein Vater war Komponist.
Der berühmte Komponist Hector Berlioz zeigte sich interessiert von Kastners Erfindung. Beide Männer waren auch für den Aufstieg des Saxophons mit verantwortlich.
In einem früheren Stadium seiner Karriere schrieb der französische Komponist Theodore Lack ein paar Stücke für das Pyrophon. Ein weiterer Pyrophon-Komponist war Wendelin Weißheimer. In einigen Weißheimer-Sonetten wurden Klarinette, Klavier, Flöte, Oboe und Pyrophon gespielt.
Wendelin Weißheimer schrieb Sonetten für das Pyrophon…
…und Theodore Lack passte Volkslieder für das Instrument an.
Heute würden wir das Pyrophon eher als Spaßinstrument einordnen. Kastners Mutter glaubte, ihr Sohn hätte zu viel Unfug im Kopf und drängte ihn dazu, das Instrument zu entwickeln. Sie konnte offensichtlich selbst nicht zwischen Sinnhaftigkeit und Schwachsinn unterscheiden. Doch durch ihren Einfluss in der Gesellschaft sorgte sie dafür, dass das neu erfundene Instrument in die Medien kam. Auch dem Erfinder selbst waren seine Kontakte, besonders die mit Berlioz, nützlich. Sonst wäre das Instrument heute noch weniger bekannt oder der Begriff Pyrophon komplett aus der Weltgeschichte verschwunden. Niemand hätte ein Kreuzworträtsel vor sich, in dem der Begriff orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen nachgefragt werden würde.
Die Sache mit dem Minster Henry Dunan:
Kastners Mutter beauftragte den Schweizer „Philantropen“ Henry Dunan damit, das Instrument im Ausland bekannt zu machen. Dazu nahm er eines der Modelle mit auf die Reise. Leider ging es irgendwann kaputt und Dunan konnte nicht mehr für das Pyrophon werben. Er brachte es in ein britisches Museum.
In Bezug auf die jüngere Geschichte des Pyrophons ist noch der Name Andy Cavartorta erwähnenswert. Er entwickelte 2014 ein Pyrophon für ein ungewöhnliches Quartett. Dieses Modell hat deutlich mehr Pfeifen und Tasten als seine Vorläufer, nämlich 24. Ein wahrhaftig erstaunliches Instrument. 12 der Pfeifen ragen mehrere Meter in den Himmel hoch und bringen urtiefe Töne zustande. Und die anderen 12 sind viel kürzer und erzeugen hohe Töne. Also kein gewöhnliches Instrument, bei dem die Tasten von links nach rechts gleichmäßig höher tönen.
Fazit zu orgelähnliches Instrument mit brennenden Pfeifen
Feuer ist ein faszinierendes Element. Es hängt stark mit Musik zusammen, mit dem Pyrophon wird einem klarer wie stark. Nicht umsonst gibt es den Begriff einer feurigen Spielweise. Ein Musikkritiker hat schon mal über den alten Haydn gesagt, seine Kompositionen seien voller Feuer. Es gibt auch den italienischen-sprachigen Zusatz in einem Stück con fuoco (mit Feuer).