Türkische Instrumente: Zahlreiche Bilder & Wissen
Es gibt einige original türkische Instrumente, wie Cümbüs, Kudüm oder die Trommel Taraban. Der Großteil der in der Türkei bekannten Varianten wurde jedoch in Zentralasien oder in Griechenland erfunden. Manche historischen Instrumente sind in den letzten Jahrzehnten wiederbelebt worden, bei der Cirgitma-Flöte ist das bisher nicht geschehen.
Naqqara
CC 3.0-Lizenz
Ein Trommelpaar mit sehr flacher Spielfläche (eine Kesseltrommel). Es ist im Orient verbreitet – Aserbaidschan, Usbekistan, Iran, Indien und Türkei. Der Begriff Naqqara ist arabisch, naqr heißt auf Deutsch „schlagen“. Die europäische Bezeichnung für das Instrument lautet Naker. Der Korpus des Instruments ist rund und kurz.
Die beiden Spielflächen sehen fast identisch aus, klingen jedoch sehr unterschiedlich. Das eine Paar ist recht hoch gestimmt, das andere tief. Das Kind im oberen Bild hält einen Spielstock, der einem Blasinstrument zum Verwechseln ähnlich sieht. Dies liegt am breiten Ende des Instruments.
Das Instrument hat viele Namen, wie Nagara oder Nagada. In der Türkei spricht man von Nakkare.
Die Naqqara wurde im Zuge der Kreuzzüge nach Europa gebracht.
Türkische Instrumente: Die Kudüm
ist eine weitere flache Trommel
Lizenz: CC 3.0, Urheber: Michel Wal.
Das ist eine kleinere Variante des Nakkare (ungefähre Höhe 16 Zentimeter, Durchmesser der Spielfläche 30 cm). Im Unterschied zur Nakkare ist die Kudüm nur in der Türkei verbreitet, wir können es also als ursprünglich anatolisches bzw. türkisches Instrument bezeichnen.
Der Korpus besteht aus Kupfer, früher öfter aus Holz. Der hohe Ton wird Tek genannt, der tiefe Düm. Der Korpus, der aus Ziegenhaut oder idealerweise aus Kamelhaut besteht, ist jeweils unterschiedlich dick: hohe Tek-Töne werden mir der linken Trommel erzeugt, die Düm-Töne mit der rechten. Damit die Verschiedenheit der Tonhöhen garantiert ist, besitzt die linke Trommel dünnes Fell und die rechte dickes. Die Dicke beträgt jeweils 1 und 2 mm.
Der Spieler, genannt Küdümze, schlägt das Instrument mit einem kurzen, nicht allzu harten Holzstock an. Obwohl die Kudüm in der klassischen türkischen Musik zum Einsatz kommt, ist sie erst seit dem 20. Jahrhundert weiter verbreitet. Vor 1947 wurde es nämlich nur zu religiösen und zeremoniellen Zwecken gebraucht.
Kudüm ist ein aserbaidschanischer Begriff, der irgendwo hingehen oder aus der Ferne kommen bedeutet.
Sipsi: Nur eine ganz gewöhnliche Einfachrohrblatt-Flöte?
Eine Flöte, an den beiden Enden des Rohres sind manchmal dicke Metallringe befestigt. Manchmal sind die Bereiche zwischen den Grifflöchern auch farbig markiert, üblicherweise Schwarz, was einen Unterschied zwischen dem üblicherweise hellbraunen Holz darstellt.
Das Mundstück besteht aus einem länglichen Rohr. Das Material für Mundstück und Rohr kann sich unterscheiden, wobei das türkische Instrument im allgemeinen aus Holz, Bambus oder auch PVC und Kunststoff besteht. Antike Varianten bestanden aus Tierknochen.
Die Sipsi hat einen Tonumfang von anderthalb Oktaven und besitzt 5 – 7 Grifflöchern, inklusive Daumenloch. Sie ertönt ziemlich hoch, ähnlich wie ein Dudelsack. Es ist ein türkisches und zugleich ein griechisches Instrument, das in der Volksmusik Verwendung findet.
Die Länge des türkischen Instruments beträgt 26 bis 30 Zentimeter. Der Durchmesser des Rohres ist gleichmäßig und beträgt circa 1,25 Zentimeter, wobei das Mundstück-Rohr ein wenig dünner ist, ein wenig kürzer als einen Zentimeter.
Spieler sollten von Anfang an die Zirkularatmung verwenden.
Das Instrument wurde schon im antiken Griechenland gebraucht, damals hieß sie Kalamavlos, übersetzt „Rohrflöte“. Nach Anatolien kam es wohl erst viel später.
Kaval
Drei verschiedene Dilsiz Kaval
Eine sehr alte Längsflöte, die wohl seit Jahrtausenden von Hirten gespielt wird. Als Herstellungsmaterial wird das Holz verschiedenster Bäume verwendet, die in Anatolien wachsen.
Für Anfänger ist die Dilli Kaval empfehlenswert, denn sie besitzt wie die Blockflöte eine Pfeife. Diese ist bei der Dilsiz Kaval nicht vorhanden. Dafür haben die einen Baspar aus Büffel-Horn. In der Türkei gibt es für die verwendeten Materialien unterschiedliche Bezeichnungen für das Instrument.
Kavals haben acht Grifflöcher inklusive Daumenloch und weisen einen beeindruckenden Tonumfang von bis zu drei Oktaven auf.
Neben der Türkei und Kurdistan ist die Kaval auch im nahegelegenen Aserbaidschan bekannt. Als früher reines Hirteninstrument brachten es die Türken ab dem 20. Jahrhundert auf die Bühne.
Daira
Ein georgisches Membranophon ohne Korpus. Es ist einfach Leder über einem Bogen gespannt. Generell ist der Bogen fünfmal kürzer als der Durchmesser des Membrans. Im Inneren des Bogens, nicht sichtbar für jene, die nur auf das Fell blicken, sind kleine Metallglöckchen montiert. In der Türkei selbst ist die Daira nicht weit verbreitet, eher noch im Osten in der Kaukasus-Region.
Cümbüs: Das türkische Instrument
eines gebürtigen Mazedoniers
Dieses Instrument wurde vom mazedonischen Gitarrenbauer
und Hobbymusiker Zeynel Abidin Cümbüs erfunden.
Das von einem Türken geschaffene Instrument: Cümbüs!
Diese Persönlichkeit wurde in Skopje, Mazedonien geboren und begann seine Karriere in Izmir, Türkei. Angekommen in Istanbul, stellte Zeynel Abidin 1930 seine Cümbüs her. In den nächsten Jahren fertigte er weitere Modelle an. Eines davon schenkte er dem Gründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, das andere dem iranischen Scheich Riza Pehlevi. Tatsächlich traf sich Zeynel Abidin mit Atatürk, ehe er mit der Erschaffung der ersten Cümbüs begann.
Der Korpus des Saiteninstruments ist sehr simpel gehalten, er besteht aus Aluminium, ähnlich wie ein Müll-Instrument. Die Saiten sind aus Stahl, es handelt sich um 6 Paare, also insgesamt 12 einzelne Saiten. Bünde am Hals besitzt es üblicherweise keine, doch der Hals lässt sich abnehmen und seine Länge verstellen. Am ehesten lässt es sich mit dem im 17. Jahrhundert von Afroamerikanern erfundenen Banjo vergleichen. Die Cümbüs war als Verbindungsstück zwischen Banjo (Westen) und Oud (Osten) angedacht.
In den Jahrzehnten nach ihrer Erfindung war die Cümbüs unter anderem auch ein Instrument der armen Leute, der Unterschicht und der Minderheiten. Es wurde auf Feiern gespielt und fand seinen Einzug in das Präsidentenorchester Atatürks.
Die Cümbüs ist zwar robust, aber relativ günstig. In der Region war es eigentlich gewöhnlich, dass Erfinder von Instrumenten ihre Schöpfungen nach ihrem Vornamen benennen. Zeynel Abidin ging wohl nie davon aus, dass das Instrument ernst genommen würde, da der Begriff „Cümbüs“ so viel wie Spaß oder Ausgelassenheit bedeutet. Den Nachnamen suchte er sich erst 1934 aus, 5 Jahre nach der Erfindung und Benennung seines Instruments.
Außerdem handelt es sich bei der Cümbüs um eines der türkischen Instrumente, die typischerweise in Masse gefertigt werden, ohne langwierige Planung und Bauzeit wie beispielsweise bei hochwertigen Harfen oder auch Geigen. Das tun die Nachkommen von Zeynel Abidin bis heute. Der derzeitige Inhaber, Fethi Abidin Cumbus, betreibt sein Geschäft in Unkapani, Istanbul.
Es gibt Varianten, die von der Konstruktion her eher an Instrumente wie Mandolinen, Tamburs, Ukulelen, Gitarren oder anderen Saiten-Varianten angelehnt sind. Die Spring Tanbur-Variante streicht der Spieler mit einem Bogen an, während der Korpus der harmonischen Cümbüs auch rund ist, aber aus Holz besteht.
Seit den 1990ern wird das türkische Instrument von heimischen Techno- und Metal-Bands verwendet, außerdem von Kurden und Zigeunern. Man schlägt es jetzt öfter mit einem Plektrum an.
Cura: Ist das eigentlich eine Saz?
Ein kurzes Saz-ähnliches Instrument mit einer Länge von etwa 56 Zentimetern. Manche Modelle haben 2 oder 3 Saiten, andere 4, 5 oder 6. Die Saiten werden wie bei einer Gitarre angeschlagen. Es ist auch möglich, einfach direkt mit den Fingern auf sie draufzuschlagen oder sie mit einem Plektrum anzuzupfen. Dem Korpus des Instruments gab man die Bezeichnung „Schale“, sie besteht aus robustem Holz. Am weitesten verbreitet scheint das Instrument unter den Mitgliedern des Yörük-Clans zu sein.
Je nach Länge des Halses besitzt die Cura unterschiedlich viele Bünde. Langhalsige Modelle haben 23 – 24, kurzhalsige „nur“ 19 Bünde. Mit den längeren Varianten ist das Spielen schnellerer Melodien nicht so leicht möglich wie mit kurzen.
Lavta - Cümbüs Türkische Instrumente Vergleich
Im Vergleich zur spaßigen Cümbüs sieht dieses Instrument eher aus wie eine Oud. Früher hatte die Lavta höchstens zwei Dutzend Saiten. Von dieser großen Anzahl ist man heute abgekommen, man einigte sich auf eine Saitenanzahl von 6 bis 8.
Die meisten neueren Lavtas haben 7 Saiten, entweder in der Stimmung GCD A oder in D AA dd aa.
Die Oberfläche des Korpus ist häufig in besonderer Weise verziert. Schalllöcher können beispielsweise eine Rosette darstellen, auch sind kronen- oder blätterartige Zeichnungen vorhanden. Dennoch ist die Lavta keines der türkischen Instrumente, die besondere Eigenschaften aufweisen, weshalb es ihr nicht gelingt, bekannt zu werden. Zeitweise war sie lokal beliebt, beispielsweise unter Minderheiten wie Armeniern oder Griechen.
Namensgebung: Lavta klingt ähnlich wie der griechische Begriff laouto, also Laute. In Armenien hieß sie früher Lavuta, in Griechenland hingegen politiko laouto.
Ahenk
Ein türkisches Saiteninstrument; es wurde 1929 erfunden, kurz vor der Cümbüs. Es ist ebenfalls ein Banjo-ähnliches Instrument, besitzt jedoch grundsätzlich einen Holz-Korpus. Verglichen mit der Cümbüs weist die Ahenk mehr Gemeinsamkeiten mit der Oud auf. Aufgrund ihres Holzkorpus ist sie ihr klanglich näher.
Heute ist das Ahenk nur noch wenigen bekannt. Doch in jüngerer Zeit werden wieder mehr Modelle gebaut.
Miskal: Die ein wenig andere Blockflöte
Altes Miska-Bildnis von 1582.
Eine Panflöte aus Zentralasien, sie ist heute eher in Aserbaidschan verbreitet. In der Türkei, circa im 18. Jahrhundert, war sie im Osmanischen Reich weitgehend bekannt. Sie diente zur Entspannung, aber auch zur Unterhaltung. Auch Adelige und Herrscher ließen sich von ihr beeindrucken.
Viele Miskal-Modelle haben acht Pfeifen, es gibt aber auch welche mit über dreißig.
Qoltuq nagara
Eine aserbaidschanische Trommel, übersetzt heißt Qoltuq nagara „Achseltrommel“. Sie besitzt einen zylindrischen Körper aus Aprikosen- oder Walnunssholz. Auf beiden Seiten der Trommel ist Ziegenfell aufgespannt.
In Aserbaidschan ist das Instrument seit mindestens 800 Jahren verbreitet. In der Türkei kommt jedoch vorwiegend die Naqqara zum Einsatz, die wir vorhin kennengelernt haben.
Taraban
Eigentlich heißt die Trommel auf Türkisch „Daraban“. Sie wurde in der Türkei entwickelt und kann einen Mords Lärm verursachen, weshalb sie auch so heißt. Der Durchmesser ihrer Spielfläche beträgt einen halben Meter. Als Membran wird – Achtung an alle Haustierbesitzer – Hunde- und Katzenfell verwendet! Donald Trump und seine Anhänger ärgert´s. Membrane sind auf beiden Seiten vorhanden.
In den letzten 250 Jahren war die Taraban vorwiegend in der polnischen und ukrainischen Kriegskunst in Gebrauch, nämlich unter den Kosakenbünden. Sogar in der polnischen Nationalhymne wird die Taraban erwähnt, allerdings erst in der vierten Strophe:
Schon da sagt der Vater zu seiner weinerlichen Basia: „Hör zu, es heißt, unsere Männer schlagen mit Tarabanas.“
shahrud: Gibt es derart riesige
Saiteninstrumente noch heute?
Auf Türkisch „Sehrud“. Zwischen circa 900 und 1500 war das Instrument in Persien verbreitet. Gegen den riesigen Korpus wirkt das gitarrenähnliche Instrument ziemlich kurz. Auf dem oben abgebildeten Modell bekommen wir 20 Saiten zu sehen, doch Historiker meinen, ein typisches Modell habe nur 10 gehabt, oder 5 Paare.
Das Instrument tauchte ab dem 10. Jahrhundert auf und stammt ursprünglich aus einem usbekischen Dorf.
Mugni: Auch keines der türkischen Instrumente?
Ein Streichinstrument aus Aserbaidschan, wurde auch in der Türkei verwendet. Ist aber schon lange her, die Blütezeit des Mugni war im 12. bis 13. Jahrhundert.
Das Instrument besitzt einen sehr langen, dünnen Korpus und einen ebenso länglichen Bogen, der trotzdem einen etwas unhandlichen Griff aufweist. Der „Hals“ ist wahnsinnig kurz, wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, wie so viele Streichinstrumente besitzt auch das Mugni keine Bünde. In der Regel waren die Stimmwirbel an der Oberfläche angeordnet, also an der gleichen Seite wie der Oberfläche des Korpus.
Vogelknochen-Cigirtma
Ein besonderes Material steckt in dieser Flöte, nämlich der Knochen eines Adlers. Von seiner Form her ist das türkische Instrument oftmals nicht ganz gerade, sondern leicht gebogen, was auf die Natur eines Flügeltieres hindeutet. Die Grifflöcher befinden sich am unteren Teil des Rohres. Die maximale Länge hängt natürlich von jener des Knochens ab.
Es ist schon immer ein Instrument der Hirten gewesen. Heute wird es nur noch selten verwendet.
Cifte
Auch dieses Instrument besitzt kein richtiges Griffloch. Besonders an der Cifte ist, dass es sich um ein „doppeltes Rohrblatt“ handelt: zwei Flöten sind miteinander verbunden.
Weitere türkische Instrumente auf anderen
Beiträgen auf musik-zubehoer.com!
Frau mit ihrer Kementsche.
Hier sehen wir eine Chang
Kanun: Ein Zither mit mehreren Dutzend Saiten. In der Türkei traten diese Instrumente früher auf als in Europa.
Baglama / Saz: Bekannte Laute aus dem Mittleren und Nahen Osten.
Oud: Eine Laute mit einem abgewinkelten Kopf. Es besitzt rosettenartige Schalllöcher.
Kementsche: Weitere Stachelgeige, wobei in der Türkei die abgeänderte Kemence Verwendung findet.
Davul: Trommel mit zwei Fellen auf beiden Seiten.
Chang: Die Harfe war bis ins 19. Jahrhundert hinein in der Türkei verbreitet.
Über die Kementsche des Schwarzen Meeres