12 Wikinger Instrumente
Es gibt nur wenige Instrumente, von denen wir wissen, dass sie allein von den Wikingern verwendet worden sind. Die meisten von ihnen gab es schon vor den Wikingern, viele kennen wir heute noch. Archäologen haben Instrumente aus der Wikingerzeit ausgegraben, die verblüffend einfach in ihrer Konstruktion sind.
Die Wikinger waren vielleicht ein musikalisches Volk, doch sie kannten keine Noten. Es sind also keine Melodien mehr bekannt, die sie auf ihren Instrumenten gespielt haben könnten.
Auf Veranstaltungen wie Beerdigungen oder Festen schien viel Musik gespielt worden zu sein. Während die Wikinger musizierten, ging es teilweise sehr emotional her. Auf den Wikinger Instrumenten wurde traurige, melancholische, aber auch witzige Melodien gespielt. Und manchmal trieben sie die Leute damit auch zur Weißglut. Wenn Wikinger eine Melodie hörten, führte das oft dazu, dass sie sich gegenseitig totschlugen. Dies ist ein Hinweise darauf, dass sie vielleicht gar keine Komponisten und Songschreiber hatten. Vielleicht spielte jeder so wie er lustig war. Historiker sind sich jedoch sicher, dass sie germanische Kriegslieder sangen.
Wikinger Instrumente Horn: lange oder kurze
Blasinstrumente des Mittelalters
Die Wikinger stellten es aus Hörnern von Huftieren wie Kühen oder Schafen Instrumente her. Norwegische Instrumente aus Ziegenhörner wurden auch „Bukkehorn“ genannt, schwedische Hörner „Bockhorn“. Von diesen wissen wir, dass sie mehrere Jahre gelagert wurden, ehe sie zu Instrumenten verarbeitet wurden.
Die Wikinger schnitten die Spitze der Hörner ab, um hineinzublasen. Durch das Einbohren von Löchern an der Seite gelang es ihnen leichter, Melodien mit unterschiedlichen Tonhöhen zu spielen.
Ein oboenähnliches Modell der Wikinger Instrumente mit 5 Grifflöchern in einer 18 Zentimeter langen Pfeife wurde 1985 auf einer dänischen Insel entdeckt.
Die Wikinger verwendeten ausgehöhlte Tierhörner auch als Trinkgefäß, aber sicherlich ohne Grifflöcher.
Hörner tauchen in mittelalterlichen germanischen und nordischen Sagen häufig auf. Davon haben sich Maler der Neuzeit und Renaissance inspirieren lassen.
Der germanische Gott Heimdall bläst in sein Horn
Die Wikinger-Panflöte: Anders als andere Panflöten?
Auch die Panflöte, die wohl älteste Flöte überhaut, bauten die Wikinger simpel und einfach. Wir kennen sie als verschieden lange Rohre oder auch „Pfeifen“ aus Bambus, die miteinander verbunden und befestigt sind. Die Wikinger waren weniger vornehm und elegant, sondern bohrten mehrere Löcher nebeneinander in ausreichend dicke Holzplatten ein. In der Regel hatte die Wikinger-Panflöte nur fünf Löcher in den Tönen A, B, C, D und E. Bei vielen ausgegrabenen Exemplaren fehlt ein Stück. Nachgebaute Modelle der Wikinger Instrumente aus Holz gibt es für etwa 50 Dollar im Internet zu kaufen.
Es wurden in unterschiedlichen Ausgrabungsstätten Panflöten der Wikinger entdeckt, unter anderem in der Nähe von York (England).
Wikinger-Flöte
Heute stellen wir Flöten aus hochwertigem Holz oder aus Metall her. Die Wikinger machten sich die Beine von Säugern zu Nutze und fertigten daraus ihre Flöten. Wie bei den Hörnern hatten auch fast alle Wikinger-Flöten ein paar Grifflöcher, zum Beispiel zwei, drei, fünf oder sieben. Es gab Varianten ohne und mit Schnabel / Mundstück. Archäologen konnten aber auch Holzflöten ausgraben, beispielsweise aus Holunder. Nicht alle spielten auf ihrer Flöte Lieder: andere imitierten damit Vogelstimmen.
Erwähnenswert ist die Seljefloyte. Bei diesem Wikinger Instrument wird ein Griffloch immer bedeckt gehalten, mit den anderen zwei lässt sich die Tonhöhe zusätzlich variieren.
Olifant: Noch eines der aerophonen
Wikinger Instrumente
Ein Instrument aus Kuhhorn, das nur einen Ton erzeugen kann. Man entdeckte Exemplare an verschiedenen Orten im Westen von Schweden.
Manche entdeckten Olifants haben Grifflöcher. Beispielsweise ein 1936 entdecktes Instrument aus dem 9. Jahrhundert. Das Mundstück befindet sich beim Olifant natürlich an der Spitze.
Ein bekanntes Olifant ist das Horn von Ulph, welches in der anglikanischen Kathedrale York Minster aufbewahrt wird. Im 11. Jahrhundert soll der reiche Wikinger Ulph das Horn mit Wein gefüllt haben. Indem er sein Wikinger Instrument in der Kathedrale ließ, beendete er einen langen Streit über den Landbesitz zwischen Wikingern und Christen. Die Erzählung stammt aus dem 14. Jahrhundert, 200 Jahre vor dem mutmaßlichen Ereignis. Aus der zweiten Hälfte des Mittelalters stammen weitere Sagen und Legenden über das Olifant.
Die Wikinger Instrumente finden sich auch auf einigen Gemälden. Mit Melodien beschäftigten sich die Spieler wohl nicht, da sie das Instrument mit nur einer Hand hielten, beispielsweise auf einem der Bayeux-Teppiche:
Die Wikinger Lyra-Leier
Eine kleine Harfe. Ihre Saiten wurden aus Tiersehnen hergestellt, wobei ihr Korpus aus Holz und der Steg aus Stein bestand.
Eine Wikinger-Lyra wurde im ältesten dänischen Dorf Ribe entdeckt, das an der Nordsee liegt. Sie scheint im 8. Jahrhundert entworfen worden zu sein, als die Gemeinde noch ganz jung war. Andere Exemplare der Wikinger Instrumente fand man in Norwegen oder auch in Birka bei Stockholm / Schweden.
Die skandinavische Göttersage Edda erwähnt Gunnar, wie er Leier in der Schlangengrube spielt. Auch in skandinavischen Kirchen befinden sich Schnitzereien von Lyren:
Tagelharpa / Talharpa
Eine weitere kleine Harfe aus Pferdehaar-Saiten (schwedisch tagel), üblicherweise zwei oder vier. Sie wurden mit einem kleinen Bogen angestrichen, ebenfalls aus Pferdehaar. Bogen und Körper bestehen aus Kiefer (schwedisch tal).
Ob die Wikinger das Instrument kannten, darf bezweifelt werden. Die ältesten Tagelharpas aus Norwegen sind aus dem 14. Jahrhundert.
Nyckelharpa: Weshalb keines der Wikinger Instrumente?
Mit diesem faszinierenden Instrument beschäftigen wir uns in diesem Artikel. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Wikinger das Instrument kannten. Die ältesten Belege für die Nyckelharpa sind erst 600 Jahre alt. Es gibt aber schon seit mehr als 800 Jahren keine Wikinger mehr.
Maultrommel (Munnharpe / Jaw-Harfe)
Maultrommeln scheinen bei den Wikingern weit verbreitet gewesen zu sein. Sie haben sie wohl von vorherigen europäischen Zivilisationen übernommen, da das Instrument in Europa seit Jahrtausenden bekannt gewesen ist.
Westliche Ohren sind nicht mehr an den Klang von Maultrommeln gewöhnt. Weiter verbreitet sind sie heute in Asien (Taiwan / China). Einfache Nachbauten lassen sich aus dünnem Holz konstruieren.
Kleinere Maultrommel-Modelle nennt man Munnharpe.
Rebec: Was hatte das Streichinstrument
in Skandinavien zu suchen?
Die Wikinger entdeckten das Instrument, als sie durch das Byzantische Reich reisten.
Während einer Ausgrabung im Wikingerdorf Haithabu, das von 770 bis 1066 existierte und heute zum nördlichen Teil von Schleswig-Holstein gehört, entdeckte man eine Wikinger-Rebec.
Wikinger-Lur: Ein simples, langes
Instrument ohne Grifflöcher
Ein großes Holzrohr, das als Blasinstrument diente. Ausgegrabene Exemplare der Wikinger Instrumente weisen eine Länge von deutlich über 50 Zentimetern auf, viele sind mehr als einen Meter lang. In Norwegen wurde eine Grabkammer aus der Wikingerzeit entdeckt, in dem eine Lur enthalten war. Doch möglicherweise wurde es gar nicht als Instrument benutzt.
Die Lur wurde verwendet, um damit die Schafsherde zusammenzurufen. Christliche Zeitzeugen berichteten auch davon, dass sie für die Wikinger in Kriegsakten bedeutsam war. Beispielsweise der französische Mönch Saint-Germain-des-Pres oder der Kaufmann Ya’qub.
Trommeln sind nicht nur Wikinger Instrumente
Es sind nur wenige Trommeln aus der Wikingerzeit bekannt. Jedoch waren in allen anderen Volksgruppen während, vor oder nach den Wikingern Trommeln verbreitet. Die Schlaginstrumente sollen ähnlich der der Sami-Volksgruppe gewesen sein oder irischen geähnelt haben.
Bisher wurde keine einzige Wikinger-Trommel ausgegraben. Dies wundert uns nicht, da die Zerfallsrate der verwendeten Materialien sehr kurz ist. Sicher ist, dass die Spielflächen von Wikingertrommeln aus Tierhaut bestanden, beim Korpus handelte es sich oft um einen einfachen Rahmen, vergleichbar mit vielen Schamanentrommeln. Für die Erschaffung des ringförmigen Rahmens wurde das Holz aufgeweicht und mit Feuer aufgeheizt, damit es biegsamer ist.
Möglicherweise wurden Knochen zum Anschlagen der aufgespannten Tierhaut verwendet. Die Wikinger bestrichen ihre Trommeln mit Blut!
Glocken und andere scheppernde Objekte
Wikingerglocken wurden schon viele ausgegraben. Solche sollen bloß als Deko verwendet worden sein:
„Norse Bells“, entdeckt im Osten Englands.
Lizenz: CC 2.0.
Teilweise stellten die Wikinger auch Metallringe her, an denen sie Metallobjekte befestigten.
Viele mutmaßen auch, die Wikinger hätten an ihren Kutschen Glöckchen befestigt, was dann während der Fahrt ständig für Gebimmel sorgte. Metallringe sollen direkt an den Rädern angebracht worden sein oder zumindest an den Seilen, die Pferd und Wagen miteinander verbanden.
Manche ausgegrabenen Glöckchen und Ringe weisen mystische Zeichen auf, was auf die Bedeutung der Objekte im Schamanismus hindeutet. Christliche Skandinavier beschrieben ständiges Glockenläuten als weiblich und unmännlich.
Die Spielstile der Wikinger
Wir können die ungefähre Spielweise in etwa daraus ableiten, welche Instrumente die Wikinger spielten. Mit der Lyra beispielsweise werden oft Borduntöne erzeugt, um andere Instrumente zu begleiten. Auch Penatonik war verbreitet.
Zeitgenossen über Wikingermusik
Wikingerlieder und -melodien sind verloren gegangen, da die Wikinger keine Noten kannten. Christliche Priester und Gelehrte betrachteten alles mit Vorsicht, was von ihnen kam. Sie sahen Christus als die einzige Wahrheit an, neben dem andere religiöse Führer und übernatürliche Kräfte keinen Platz hatten. Wikingermusik wurde als gottloses Werk betrachtet, es solle nur christliche Musik gespielt und gehört werden.