Instrumente des Mittelalters: Relikte aus dem dunklen Zeitalter

Im Mittelalter kannte man noch keine Tasteninstrumente, bei denen die Saiten durch Hämmer angeschlagen oder angezupft werden. Es gab aber eine ganze Reihe an einfachen Saiteninstrumenten. Harfen waren beispielsweise kleiner als heute, und fast alle Lauten waren aus einem Holz geschnitzt. Mit Instrumenten des Mittelalters können wir auch einen Dudelsack meinen: das Blasenrohr war noch ziemlich einfach konstruiert. Trommeln wurden oft einhändig gespielt, in Kombination mit einem anderen Instrument wie einer Pfeife.

Rebec

Instrumente des Mittelalters einfache Rebec-Zeichnung

Dieses Streichinstrument war vom 13. Jahrhundert an bis in die Renaissance weit verbreitet. Ihr Klang ähnelte der einer menschlichen Stimme. Die Rebec hatte nur drei Saiten, es gibt aber auch Modelle mit nur einer oder fünf. Die Saiten waren im Abstand von Quinten zueinander gestimmt.

 

Anfangs verwendete man noch Tierhaut zur Herstellung des Korpus, das wurde nach und nach durch Holz ersetzt. Alleine, weil Holz eine viel bessere Resonanz erzeugt. Den Korpus des Rebecs können wir als birnenförmig bezeichnen, also länglich, aber an der Unterseite dicker.

 

Das Instrument des Mittelalters hatte am Anfang keine Bünde. Um das Spielen zu erleichtern, fing man ab dem 13. Jahrhundert an, auf den Stegen von Saiteninstrumenten Bünde anzubringen. Von dieser Änderung war auch die Rebec betroffen.

 

Die spanische Rebec war ursprünglicherer Natur, da sie auch älter war als die so genannte europäische Rebec.

 

Bei Instrumenten des Mittelalters handelte es sich gerade in Spanien oft um Saiteninstrumente. Die nordafrikanischen Invasoren brachten viele davon mit. Alleine aufgrund der Namensähnlichkeit geht man davon aus, dass die Rebec direkt von den arabischen Rabab-Spießgeigen abstammt.

 

Im Mittelalter war die Rebec bei der Oberschicht durchaus beliebt. Doch auch Minnesängern und Bauern spielten sie gerne.

 

Im 17. Jahrhundert verlor das Rebec an Beliebtheit, ist jedoch bis heute nicht ausgestorben. Es ist aber ein sehr seltenes Instrument. Ausgedient hatte sie mit dem Aufkommen der Viola-Instrumentenfamilie.

Instrumente des Mittelalters:
Die Citole, eine Geige, aber kein Streichinstrument?

Instrumente des Mittelalters: Die Citole wird von einerm armen Mann gespielt.
Eine Schalenhalslaute, der Korpus ähnelte dem einer Geige. Man kann die Citole durchaus schon zu den Fideln zählen. Allerdings kannten Citolenspieler keinen Bogen, sondern ein dickes Holzplektrum. Die Citole war ein lautes Instrument und hatte Darmsaiten, seltener Metallsaiten. Die Citole hatte viele andere Bezeichnungen. Die Rechtschreibung des Begriffes variierte. Bekannt sind zudem die Bezeichnungen Sythole, Zitol, Cytiole, Cuitole, Cythara und Cythera. Das Instrument des Mittelalters gab es in verschiedenen Formen und Größen. Bei manchen bestand der Kopf aus einem geschnitzten Pferdekopf aus Holz. Generell war die Resonanzdecke aufgeklebt, doch Steg und Korpus haben das gleiche Material gehabt und waren aus einem Holz geschnitzt.

Eine kleine Citolen-Galerie

Die Citole trat erstmals im frühen 9. Jahrhundert auf, womöglich entwickelte sie im 9. Jahrhundert ein Instrumentenbauer aus Spanien oder Italien. Sie erlangte im 13. Jahrhundert Beliebtheit, war aber ab dem 15. Jahrhundert wieder komplett ausgestorben. Doch geriet sie nicht vollkommen in Vergessenheit. Eine Weiterentwicklung der Citole ist die italienische Cister, erstmals im 16. Jahrhundert gebaut und in Friseurläden gespielt.

Instrumente des Mittelalters: Ein einfaches Tasteninstrument

Eine kurze Erläuterung zur Drehleier

Die Drehleier ist nicht zu verwechseln mit der Drehorgel / dem Leierkasten. Es war jedoch das erste Tasteninstrument, bei dem die Töne nicht mehr mithilfe von Pfeifen erzeugt wurden, sondern mit Saiten. Diese Saiten werden im Resonanzkasten der Drehleier in Schwingung gebracht, indem eine Kurbel gedreht wird. Diese erzeugt den charakteristischen, singenden Klang einer Drehleier. Die Tönhöhe wird mithilfe der Tasten reguliert. Wird keine einzige Taste gedrückt, ist der tiefste Ton zu hören. Das Drücken einer der Tasten führt zur Abkürzung einer der 1 – 2 Melodiesaiten im Resonanzkörper, womit der Ton höher wird. Mehr Infos zu Drehorgel & Drehleier

Instrument des Mittelalters: Die Geschichte

Im 12. Jahrhundert war die Drehleier ein sehr beliebtes Instrument der Kirchenmusik. Auch in Klöstern fand es oft Verwendung. Man glaubte wohl damals, sie seien von Engeln und sogar von König David aus der Bibel gespielt worden, also von hoch angesehenen Persönlichkeiten.

 

Die als Organistrum bekannte Variante war viel größer als die kleinen Modelle, die heute Verwendung finden. Deshalb gab es immer einen Kurbeldreher und einen Tastspieler. Bei Organistren handelte es sich um Instrumente des Mittelalters, die spätestens ab dem 10. Jahrhundert bekannt waren. Im 13. Jahrhundert erschufen die Instrumentenbauer kleinere Varianten, die von einer Person gespielt werden konnten.


Die Drehleier galt zu Beginn des zweiten Jahrtausends noch als ein hoch angesehenes Kircheninstrument. Bereits im 14. Jahrhundert war sie jedoch nur noch der Unterschicht „vorbehalten“, also Bettlern, Bauern oder Tagelöhnern. Für den Rest des Mittelalters genoss die fortan als Bettlerleier verschmähte Drehleier keinen guten Ruf.

Die Mittelalterliche Harfe

Die Harfe des Mittelalters wurde nicht nur von Frauen gespielt.

Als Mittelalterliche Harfen werden Harfen bezeichnet, die im Mittelalter (500 – 1 500 n. Chr.) verwendet oder erfunden wurden. Sie waren unseren modernen Harfen bereits ähnlich. Die Saiten verliefen parallel zur Säule und fast senkrecht zur Resonanzleiste. Allerdings sind die Saiten noch aus Darm gewesen, seltener auch aus Rosshaar oder Seide. Pferdehaar fand auf skandinavischen und walisischen Harfen Verwendung. Die keltischen Harfen aus Irland hatten Metallsaiten. Manche Saiten waren ziemlich klein und hatten nur eine Handvoll Saiten, andere mehrere Dutzend. Die durchschnittliche Saitenanzahl war in den letzten Jahrzehnten des Mittelalters höher als noch 200 oder 300 Jahre zuvor.

 

Die Instrumente des Mittelalters unterschieden sich von den modernen Varianten im Bezug auf das verwendete Material. Fichte wurde damals  noch nicht für den Resonanzkörper verwendet. Vermutlich verwendeten die Leute nur zwei Finger zum Spielen, also Daumen und Zeigefinger oder Daumen und Ringfinger.

 

Im Mittelalter sind Harfen im nördlichen Teil von Europas am weitesten verbreitet gewesen. Also auf der britischen und irischen Insel und in Skandinavien, aber weniger im Heiligen Römischen Reich oder auf Iberien. Frühe mittelalterliche Harfen des 9. Jahrhunderts waren komplett dreieckig. Erst im 15. Jahrhundert wurde der Rahmen kurvenförmiger. Die Säule war oft gebogen und nicht komplett gerade wie heute.

 

Es gibt Abbildungen aus dem 11. Jahrhundert aus Frankreich, bei der der biblische König David mit einer Lyra namens Rotta dargestellt wird.

 

Sicher ist, dass die Harfe im Mittelalter nicht in Vergessenheit geriet. In den letzten 5 000 Jahren hat es keine Epoche gegeben, in der dieses Instrument an keinem Teil der Welt gespielt wurde.

Tabor: zwei Instrumente des Mittelalters?

Es gibt zwei Instrumente des Mittelalters, die als Tabor bezeichnet werden. Das eine ist eine englische Pfeife mit nur drei Grifflöchern. Nutzt man die Technik des Überblasens, bekommt man mit ihr einen Tonumfang von immerhin zwei Oktaven hin. Tabor-Flöten tauchten im 11. Jahrhundert in Europa auf. Die katalanische Variante ist als Flabiol bekannt.

 

Beschaffung der Trommel: Die Tabor hatte einen Kessel-Korpus in zylindrischer Form. Felle waren an beiden Seiten dieses Kessels angebracht, sie wurden miteinander durch Seile verspannt. Mit dem Schallscharnier konnte man die Spannung verstellen, womit die Trommel einen Tonumfang von etwa einer Oktave haben konnte. Noch im 13. Jahrhundert war die Tabor viel breiter als lang. Das Fell hatte einen Durchmesser von 26 – 30 Zentimetern, doch der Kessel war 10 bis 25 Zentimeter hoch. Erst ab der Renaissance war das Instrument höher als breit.

 

Wir bezeichnen mit dem Begriff Tabor auch Perkussions Instrumente des Mittelalters, üblicherweise Snare-Drums. Vorläufer der Snare Drum kamen vermutlich ab dem 13. Jahrhundert in Europa auf, als Seefahrer Trommelinstrumente aus Asien mitbrachten.

 

Tabor-Pfeife und Tabor-Trommel wurden üblicherweise von einem Spieler gespielt (im 13. Jahrhundert noch Horn statt Pfeife). Deshalb hat die Pfeife auch nur drei Grifflöcher; so konnte man sie mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand bespielen. Die Trommel spannte der Spieler mit einem Lederriemen vor seinen Bauch. Anspruchsvolle Stücke konnte er auf diese Weise nicht spielen. In der zweiten Hälfte des Mittelalters (11. – 15. Jahrhundert) wurde die Pfeifen-Trommel-Kombination gerne zur Tanzbegleitung verwendet. Das gefiel vor allem dem Adel. Ein Bildnis aus dem 14. Jahrhundert zeigt eine Person, die das Schallscharnier der Tabor-Trommel mit einem schrägen, kurzen Stab anschlägt. Generell bestand der Schlägel aus Knochen oder Elfenbein.

Ein Mensch spielt Trommel und Pfeife gleichzeitig.

Der Begriff „Tabor“ taucht für das Instrument des Mittelalters erstmals in französischen literarischen Schriften des 11. Jahrhunderts auf. Im 9. Jahrhundert importierten nordafrikanische Nomaden verschiedene Trommelarten in Spanien.

 

Von der Tabor-Trommel sind keine Exemplare aus dem Mittelalter mehr erhalten. In den den letzten Jahrzehnten hat man versucht, sie nachzukonstruieren. Wie bei vielen Instrumenten des Mittelalters zeugen Schriftstücke wie Gedichte und Malereien auf Kirchenwänden davon.

Instrumente des Mittelalters:
Die Guitarra morisca ist wieder ein Saiteninstrument

Die Guitarra Morisca ist eines der Instrumente des Mittelalters, die nicht nur solo gespielt werden können.
Eine mittelalterliche spanische Laute. Die Saiten wurden typischerweise angezupft. Die Korpusdecke der Guitarra moriscas war nicht ganz glatt, sondern ein wenig nach außen gewölbt. Außerdem war der Kopf eher halbkreisförmig, manche würden sagen sichelförmig. Es gibt viele Zeugnisse über diese Instrumente des Mittelalters. Es sind Abbildungen von Minnesängern erhalten, die auf dem Instrument spielen, auch auf manchen Kathedralen-Gemälden ist es zu sehen. Der französische Instrumentenexperte Johannes de Grocheio, der von 1255 bis 1320 lebte, beschrieb die Laute in einem seiner Werke und nannte sie Guitarra saracenica, um Verwechslungen zu vermeiden. Sie hatte zuvor nämlich noch gar keinen Namen. Auch wurde sie in einer großen iberischen Gedichtesammlung im 14. Jahrhundert erwähnt, in dem die Jungfrau Maria, die Mutter von Jesus gewürdigt wird.

Das Portativ ist eines der kleinsten
Instrumente des Mittelalters

Instrumente des Mittelalters: Eine arme Magd lässt sich vom Portativ unterhalten.

Das Portativ ist eine sehr kleine Orgel, die man einfach auf den Tisch oder zumindest in die Ecke eines Zimmers stellen kann. Die Pfeifen sind nebeneinander in einem Rahmen eingebaut und befestigt, davor befinden sich die kleinen Tasten.

 

Auch heute werden Portativ-Orgeln nicht elektrisch betrieben, im Gegensatz zu den großen Kirchenorgeln. Deshalb spielt der Spieler die Tastatur mit nur einer Hand an und dreht mit der anderen an der Kurbel, um Luft in die Pfeifen zu treiben. Dies muss während dem Spielen immerfort geschehen, da es keinen Luftspeicher gibt.

 

Im Mittelalter trugen die Spieler diese Instrumente des Mittelalters oft vor dem Bauch. In den Anfangsjahren des Instruments (12. Jahrhundert) hatte es keine Tasten, sondern Knöpfe. Die Bezeichnung „Portativ“ tauchte ab dem 13. Jahrhundert auf, zuvor sprach man einfach von Orgel. Der Begriff kommt von portabel, das heißt transportierbar / tragbar. Wir können daher jede Orgel, die man mit den Händen herumtragen kann, als Portativ bezeichnen.

Buisine

Das war eines der ganz langen Instrumente des Mittelalters. Die Trompete hatte ein Rohr von stolzen zwei Metern. Es bestand bereits aus Metall und war gerade, mit üblicherweise konischem Ausgang. Es gab eine Vielzahl an Varianten.

Gemshorn

Das Gemshorn ist eines der ganz einfachen Instrumente des Mittelalters.

Eine Variante der Okarina-Gefäßflöten. Es besteht, wie der Namen sagt, aus Gämsenhorn oder anderen Hörnern. Es hat mehrere Spiellöcher, typischerweise 7 Stück, was einen Tonumfang von einer Oktave ergibt.

 

Besonders viel ist nicht über das Gemshorn bekannt. Außer, dass es ein Instrument des Spätmittelalters ist, eines der 15. Jahrhunderts. Untote Skelette hielten Gemshörner in der Hand, auch in anderen literarischen Werken findet es Erwähnung. Leicht herstellen konnten das Gemshorn Hirten und Jäger, da sie viel mit Horn-Tieren in Kontakt waren. Das Instrument war hauptsächlich in den Alpen verbreitet.

 

Das Instrument klingt nicht unbedingt qualitativ hochwertig und einzigartig, aber ziemlich süß und weich.

Instrumente des Mittelalters:
Die Besonderheiten des Trumscheits

Trumscheit Skizze

Ein Saiteninstrument mit eckigem, trapezförmigen Korpus. Es ist aber keine Harfe: die Saiten sind parallel zur Resonanzdecke und zum Griffbrett angeordnet. Der Aufbau des Trumscheits ist ziemlich einfach. Am Korpus befinden sich ein, zwei oder drei Saiten, die mit Klammern befestigt sind. Bünde existieren nicht, es kann jedoch sein, dass für das Griffbrett ein anderes Holz verwendet wird als für den Korpus. Ein gutes Material für den Körper ist Ahorn, Fichte eignet sich für den Resonanzboden.

 

Die Gesamtlänge des Trumscheits beträgt 1 – 2 Meter. Der Korpus hat oft gar keine Schalllöcher, er ist unten einfach offen.

 

Der Trumscheit ist eines der Instrumente des Mittelalters, dessen Saiten angestrichen wurden. Längere Modelle wurden im Stehen gespielt, dann wurde das Instrument am Boden abgestellt und quer gehalten.

 

Es ist eines der vielen Instrumente des Mittelalters, die einen schnarrenden Ton erzeugen. Was nicht heißt, dass es hässlich klingt.

 

Es sind nur zwei Trumscheit-Modelle auf der Welt bekannt. Eines davon hat ein osteuropäischer Instrumentenbauer 2009 angefertigt. Beim anderen handelt es sich um eine Variante vom Geigenbauer Johann Ulrich Fischer aus dem Jahre 1720.

 

Es gab sicherlich schon im 12. Jahrhundert Menschen, die den Trumscheit spielten. Man nimmt an, bei den Streichinstrumente auf diversen französischen Malereien handele es sich um Trumscheite. In dieser Region sagte man zu dieser Zeit Monochordes d´archet.

 

In der Renaissance hieß das Instrument Tromba Marina. Es war schon immer als Nonnengeige bekannt. Da in den Klöstern das Spielen von Trommeln strikt untersagt war, wichen Nonnen auf das Saiteninstrument aus.

 

Im Spätmittelalter, im 15. Jahrhundert, war das Instrument in England weit verbreitet.

Platerspiel: Ein einfacher Dudelsack

Im Englischen sind diese Instrumente des Mittelalters als Bladder pipe, also Blasenrohr bekannt. Das ist eine einfache Form des Dudelsacks. Man kann es sich vorstellen als zwei Rohre, zwischen denen sich ein Sack aus Schweinsblase befindet. Dieser Sack war oft ziemlich klein. Es gab aber besonders im Spätmittelalter (15. Jahrhundert) Varianten, bei denen der Sack breiter war als ein breites Gesicht.

 

Natürlich ist das Rohr, in das ein Spieler reinblasen kann, viel kürzer als das gegenüberliegende mit den Grifflöchern. Bei manchen Modellen „versinkt“ es sogar im Sack. Manche Platerspiel-Modelle haben zusätzlich zum Rohrblatt parallel ein Bordunrohr.

 

Vorformen des Platerspiels gab es schon in vorchristlicher Zeit, es wird in antiken griechischen Schriften beschrieben. Beliebt war es jedoch im Mittelalter, zum Beispiel im 13. Jahrhundert am spanischen Königshof.

 

Auch vom Platerspiel gibt es Totentanz-Zeichnereien aus dem Spätmittelalter: