Kurdisches Instrument spielen? Es gibt eine Handvoll Varianten
Aus Kurdistan stammen vor allem Flöten– oder Harfenvarianten. Einige Instrumente kommen aus benachbarten Regionen und haben sich auch in Kurdistan verbreitet. Viele Melodien benötigen gar keinen Gesang. (1)
Bilur
Ein ziemlich einfaches Holzblasinstrument. Es handelt sich um eine Längsflöte.
Die Bilûr wird von kurdischen Viehnomaden gespielt, aber auch von Straßenmusikern. Hauptsächlich jedoch im türkischen Teil von Kurdistan.
Aufbau: Es ist ein kurdisches Instrument mit einer Länge von 50 bis 80 Zentimetern. Das untere Ende ist vollständig offen. Auf der anderen Seite muss man hineinblasen, um einen Ton zu erzeugen. Es gibt kein Mundstück, das an- und abgeschraubt werden kann. Doch um das Spielen zu erleichtern, ist die Mundseite schmaler. Sie wird nicht zum Rohr hinzugerechnet.
Als Herstellungsmaterial wird edles Walnuss- oder Maulbeerholz verwendet.
Die Bilur ist viele Jahrtausende alt, vielleicht schon 30 000. Sie hat die ganze Geschichte der Region mitgemacht. Kurden, die sich mit traditioneller Musik beschäftigen, bemühen sich immer darum, das Bilûr-Spiel an die nächsten ein, zwei Generationen weiterzugeben.
Die Bilur begleitet oft Dengbej-Gesänge. Damit spielt das Instrument auch im Spiritualismus eine wichtige Rolle. Wobei Dengbej meist ohne Instrumente auskommt. Insgesamt passt der Klang der Längsflöte gut zu lyrischen Erzählungen. Und zu Trauer, Freude, Finsternis und Licht. Insofern ist es ein kurdisches Instrument der Kontraste. Aber die Musik ist nicht hektisch.
Obwohl die Bilûr so simpel aussieht, ist es nicht möglich, sie von heute auf morgen zu meistern.
Zurna
Im Gegensatz zur Bilur ist die Zurna nicht nur in einem Teil Kurdistans verbreitet. In den meisten Gebieten des ehemaligen osmanischen Reichs und in Zentralasien (Sri Lanka, Usbekistan…) und in Nordafrika ist sie bekannt. Möglicherweise stammt das Blasinstrument aus Persien und wurden von den Roma verbreitet. In vormodernen Zeiten hieß es Zurr, Sona, Sarna, Curna oder persisch Sernay.
Die Zurna ist ein oboenähnliches Doppelrohrblattinstrument mit einem kegelähnlichen (konischen), breiten Ausgang.
Zu früheren Zeiten (im 10. bis 17. Jahrhundert) war die Zurna noch relativ primitiv. Als Herstellungsmaterial verwendete man einfach Baumrinde. Mittlerweile verwenden Instrumentenbauer hochwertigeres Messing für das Mundstück und robuste Hölzer wie Aprikose und Pflaume oder Maulbeer für das Rohr.
Das Blasinstrument hat ein Saitenloch und sechs Hauptlöcher. Die unteren Löcher werden von der linken Hand abgedeckt. Die Gesamtlänge des Rohrs kann ziemlich kurz oder auch länger sein, je nach Modell. Den Längenunterschied erkennt man auch am Preis eines Modells. Manche Varianten kosten nur 20 Euro, andere 180.
Der Klang hat eine sehr weite Distanz. In der freien Natur ist das Instrument mehr als 100 Meter weit zu hören. Allerdings muss der Spieler auch sehr kräftig reinblasen. Da die Zurna so laut ist, wird sie auf Festen und Veranstaltungen gespielt, wie auch bei Volkstänzen in Kurdistan, Armenien und Syrien.
Auf Kurdisch wird die Zurna als Zirne, das heißt Zirkel bezeichnet.
Duduk: Ein Kurdisches Instrument oder ein armenisches?
Die Duduk ist ein sehr altes Doppelrohrblattinstrument. Es wurde schon vor fast 2 000 Jahren in Armenien verwendet. Seither ist seine Bauform nicht aus der Mode gefallen. Deshalb wurde es 2005 von der UNESCO als Kulturschatz ausgezeichnet.
Die Flöte ist weniger als einen halben Meter lang und hat 8 oder 7 Grifflöcher. Manchmal werden einzelne Löcher hervorgehoben, was die Spielbarkeit erleichtert.
Der Korpus besteht aus ähnlichen Materialien wie die Zurna (Aprikosen – oder Pflaumenbaumholz). Das Rohrblatt stellt man aus Schilfrohr her.
Die Duduk wird in Kurdistan verwendet, ist aber kein kurdisches Instrument, da es aus Armenien stammt. Es ist von Osteuropa bis China verbreitet. Der Klang ist sehr orientalisch, kurdische Melodien für die Duduk sind oft langsam, wie zum Beispiel diese Improvisation. Manche empfinden den Klang auch als melancholisch oder mystisch.
Tembur: Kurdisches Instrument mit langem Lauten-Körper
Die Tembur, oder arabisch Tanbur, ist über einige Umwege hinweg mit der Pandora verwandt.
Es ist ein ziemlich langes Instrument, fast einen Meter hoch und wird im stehenden Zustand gespielt. Der Körper besteht aus Walnussholz.
Das Instrument ist im arabischen Raum, in der Türkei und auf dem Balkan verbreitet.
Es gibt jedoch auch eine kurdische Variante des Instruments. Sie wird in Kurdistan sowie in Teilen des Irans verwendet.
In Kurdistan wird die Tembur vorwiegend von den Anhängern der Ahl-e Haqq Glaubensgemeinschaft gespielt. Wenn Aleviten und Bektaschi Cem-Zeremonien abhalten, trommeln sie ein ganzes Tembur-Orchester zusammen.
Buzuk: Ein kurdisches Instrument mit einer langen Tradition
Die Buzuk war bei Kurden, Libanesen und Palästinensern lange Zeit als Volksmusik-Instrument beliebt.
Wie viele asiatischen und arabischen Lauten hat die Buzuk einen ziemlich langen Hals (ein Meter lang oder noch länger). Dagegen erscheint der Korpus sehr klein. Die Buzuk hat etwa 30 Bünde und eine Schlüsselbreite von 28 Zentimetern.
Der Ursprung der Buzuk ist nicht vollständig aufgedeckt. Manche glauben, sie käme aus Tadschikistan. Andere vermuten, sie sei vor Jahrhunderten im Kaukasus erfunden worden.
Die besten Modelle der Buzuk bestehen aus Palisanderholz.
Es ist ein kurdisches Instrument, das eng mit der Oud verwandt ist.
Ein bekannter kurdischer Komponist, der die Buzuk virtuos beherrschte, war Seid Yusif. Er brachte zahlreiche neue Stile in die kurdische Musik ein. Wobei er sich von bereits vorhandener Volksmusik und von einfachen Melodien inspirieren ließ und sie an seine damalige Zeit anpasste.
Bisk
Eine arabisch-kurdische Laute. Sie ist auch in elektrischer Form erhältlich, wobei das ziemlich viel kostet (über 1 000 Euro).
Das kurdische Instrument hat einen runden Korpus, der am Griffbrett spitz wird. Tatsächlich ist der Korpus in etwa halbkugelförmig („Schmetterlingsform“). Dies verschafft dem Resonanzkörper ein größeres Volumen, obwohl er so klein ist.
Viele Bisk-Modelle haben 6 Saiten, aber 28 Bünde.
Zur Herstellung verwendet man zum Beispiel Hainbuchenholz für das Griffbrett und Fichte für die Decke. Beliebt ist auch Mahagoniholz. Das Griffbrett kommt manchmal mit einer Perlmutterbeschichtung.
Die griechischen Modelle heißen Bouzouki.
Stellen in Kurdistan auch manche Menschen Instrumente aus Müll her? In Paraguay mit Sicherheit.
Dozaleh
Ein iranisch kurdisches Instrument mit einer Doppelpfeife. Beide Pfeifen haben jeweils die gleiche Anzahl an Löchern und sind parallel nebeneinander angeordnet, also quasi symmetrisch. Um die Dozaleh zu spielen, benötigt man daher die Finger von der rechten und der linken Hand. Die beiden Rohre werden zum Ende hin dünner, sodass zwischen ihnen ein geringer Abstand ist. Von der Länge her zählt die Dozaleh zu den besonders kurzen Instrumenten, sie ist gerade mal 20 Zentimeter lang.
Die eine Pfeife ist für die Melodieerzeugung zuständig, während die andere für die harmonische Begleitung verantwortlich ist. Die Löcher sind auf der Vorderseite, das Ende ist offen.
Es ist eigentlich ein iranisches Instrument. Im Iran besitzt es zahlreiche Namen, wie Goshmesh, Do Sazeh, Jannati oder Do Nej. Wie die Flöte bezeichnet wird, ist von Region zu Region unterschiedlich.
Iraner stellen das Instrument aus Metall her, Kurden traditionellerweise aus Pflanzenrohren.
Daf-Trommel: Ist das nur ein Fell?
Nein, es muss natürlich gespannt werden. Es ist aber ein flaches kurdisches Instrument ohne Korpus, auch zu finden in den Balkanländern, im Iran und in Zentralasien.
Teilweise sind in einer Daf zahlreiche kleine Rasseln an der unteren Ecke zwischen Rahmen und Membran versteckt. So erregt die Trommel auch mehr Aufmerksamkeit und ist recht laut.
Das Membran kann aus Kunststoff bestehen, oder auch aus Schafs- oder Ziegenfell. Teilweise sind kunstvolle Muster oder Gemälde auf das Membran gemalt, das 20 bis 60 Zentimeter lang ist. Die Kurden verwenden für den 4-6 cm dicken Rahmen Wildbirnenholz, Buche oder Ebenholz.
Eine Daf ist etwa 700 Gramm schwer plus/minus 200 Gramm. Sie wird vielfach eingesetzt, als Straßenmusik-Instrument, zu Tänzen oder anderen Darbietungen.
Ein bekannter kurdischer Daf-Spieler ist Hajar Zahawy. Er zeigt Interessierten verschiedene Spieltechniken. Jiyam verknüpft Trommelschläge mit Gedichten.
Hajar Zahawi ist ein Musiklehrer, der sich mit der Geschichte des Instruments auskennt. Er hielt 2015 einen Vortrag an der Amerikanischen Universität Sulaimani.
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